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ÄMUL 2561

ÄMUL 2561
Standort: Ägyptisches Museum der Universität Leipzig
Inv.-Nr. 2561
Bezeichnung des Stückes: Sitzende Statue des Djascha

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Mastaba D 39/40, im Serdab. Vgl. Fundkontext.
Erwerbung: Fundteilung 1905
Material: Kalkstein mit Bemalung
Maße: H. 56 cm; B. 20,5 cm; T. 30,6 cm
Datierung: Ende 5. Dynastie / Anfang 6. Dynastie.
Porter/Moss: 5. Dynastie.
Anhand der Statuen variiert mitunter in der Literatur eine Datierung zwischen der 4. und 6. Dynastie.
Beschreibung:
Beim Auffinden der Statue war der Gesamtzustand "tadellos", jedoch waren die Farben teilweise abgerieben.
Erhaltungszustand:
Der heutige Erhaltungszustand entspricht weitestgehend dem Zustand der Auffindung.
Darstellung und Text:
 

E#S sitzt mit leicht in den Nacken gelegtem Kopf und nach oben gerichteten Blick auf einem würfelförmigen Sitz. Seine linke Hand liegt flach auf dem Knie auf, während seine rechte Hand zur stehenden Faust geballt ist und den herausgearbeiteten Steinkern erkennen lässt. Beide Arme liegen eng am Körper an und sind durch durchlaufende Stege mit diesem verbunden. Die Muskelpartien, z.B. an den Armen, den Beinen oder am Oberkörper sind prägnant herausgearbeitet, jedoch wirkt der Körper durch die etwas gedrungene, fast plump wirkende Haltung, grob und blockhaft. Die Modellierung der einzelnen Gesichtspartien, wie die mandelförmigen großen mit doppelter Relieflinie eingefassten Augen, die nur sanft angedeuteten Augenbrauen, die breite Nase und der große Mund ist jedoch sehr fein und sorgfältig gemacht. Auch die Hände und Füße zeigen sorgfältig reliefierte Nägel. E#S trägt die kurze Löckchenperücke einen Galaschurz mit Gürtelknoten und -zipfel.

Text:
Auf der rechten Sockelseite stehen noch Name und Titel des Verstorbenen:

Hm-k# E#S
Der Ka-Diener Djascha.

Zum Titel vgl. Jones, Index OK, 591, 2167.

Kommentar:
  Die Statue wurde zusammen mit 19 weiteren Statuen im bereits aufgebrochenen Serdab von Mastaba D 39/40 gefunden. Die Statuen standen nicht mehr alle in situ und weisen z.T. erhebliche Beschädigungen auf. Dazu gehören drei Sitzfiguren des Grabherrn (Leipzig, ÄMU 2561, Kairo JE 37820 und 37825), die Darstellung eines nackten Knaben (Leipzig, ÄMU 3028) und eine Sitzfigur der Frau O(w).t-Or(.w)-wr.t (Kairo, JE 37821), sowie 15 Dienerfiguren (Leipzig, ÄMU 2562, ÄMU 2563, ÄMU 2564, ÄMU 2565, ÄMU 2566, ÄMU 2569, ÄMU 2570, ÄMU 2571, ÄMU 2572; Hildesheim, PM 18, PM 20; München, SMÄK ÄS 4862; Kairo, JE 37822, 37823, und 37824).

Serdab
Technische Angaben:

Maße:
Höhe des Sitzes, vorn: 20,5 cm.
Höhe des Sitzes, hinten: 21,4 cm.
Tiefe des Sitzes: 12,8 cm.
Breite des Sitzes: 22,4 cm.
Höhe der Basis: 4,5 cm.
Breite der Basis: 19,5 cm.
Tiefe der Basis: 30,6 cm

Farben:
Schwarz (Munsell N 4.75/-2.25/): Perücke, Augenbrauen, Lidränder, Iriden, Verbindungstege, Gürtelknoten, Zehenzwischenräume, Basis und an der Konturlinie der Halskragenoberkante.
Blau (Munsell 7.5 BG 6/6): Halskragen.
Rot (Munsell 10 R 6/6-4/6): Sitz.
Rotbraun (Munsell 7.5 R 6/8-54/6): Inkarnat, Steinkern, Schurzzipfel, Gürtel und Gürtelknoten.
Gelb (Munsell 10 YR 8/8): Schurzfalten.

Der Farbauftrag zeigt alte Reinigungsschäden an den Zwischenstegen hinter den Unterschenkeln und auf der Basis.

Die Oberfläche des Kalksteins weist vor allem an der linken Seite und an der Sitzfläche Verkrustungen durch mineralische Ablagerungen auf.

Geschichte des Stückes:
Die Statue wurde zusammen mit 19 weiteren Statuen am Donnerstag, 23. März 1905 gefunden und kam noch im gleichen Jahr zur Fundteilung, bei der sie Steindorff zufiel.
zugehörige Objekte:
 

Eingang Kultkammer:
- Architrav (1908 im Kunsthandel gesehen - heutiger Verbleib unbekannt).
- Rundbalken (in situ verblieben).

Im Serdab:
- Sitzfigur des E#S (Kairo JE 37820).
- Sitzfigur des E#S (Kairo JE 37825).
- Standfigur eines nackten Knaben (Leipzig, ÄMU 3028).
- Sitzfigur der Frau O(w).t-Or(.w)-wr.t (Kairo, JE 37821).
-
Dienerfigur eines Kochs (Leipzig, ÄMU 2562).
- Dienerfigur eines Topfausstreichers (Leipzig, ÄMU 2563).
- Dienerfigur einer Mehlsieberin (Leipzig, ÄMU 2564).
- Dienerfigur einer Teig schöpfenden Dienerin (Leipzig, ÄMU 2565).
- Dienerfigur eines kornspeichernden Dieners (Leipzig, ÄMU 2566).
- Dienerfigur eines Mannes, der Waren in einen Korb packt (Leipzig, ÄMU 2569).
- Dienerfigur einer Frau mit Waschgefäß (Leipzig, ÄMU 2570).
- Fragmentarisch erhaltene Dienerfigur (Leipzig, ÄMU 2571).
- Dienerfigur einer Frau mit Waschgefäß (Leipzig, ÄMU 2572).
- Dienerfigur eines Bierbrauers, der Brotmaische durch ein Sieb streicht (Hildesheim, PM 18).
- Dienerfigur eines Müllerin (Hildesheim, PM 20).
- Dienerfigur einer Müllerin (München, SMÄK, ÄS 4862).
- Dienerfigur eines Brotbäckers (Kairo, JE 37822).
- Dienerfigur eines Schlachters (Kairo, JE 37823).
- Dienerfigur eines Gänserupfers (Kairo, JE 37824).

Schacht 1, Mastaba D 39:
- Fragment eines Opferbeckens mit Inschrift (heutiger Verbleib unbekannt - vermutlich uninventarisierter Kriegsverlust des ÄMU Leipzig).

Schacht 3, Mastaba D 39:
- Schale aus anorthositischem Gneis (Leipzig, ÄMU 2487)
- Skelett (Osteologischen Sammlung der Universität Tübingen, Inv.-Nr. 7012).

Schacht 5, Mastaba D 40:
- Skelett (Osteologischen Sammlung der Universität Tübingen, Inv.-Nr. 7013).

Bibliographie:
  - Krauspe, Renate, Statuen und Statuetten, Mainz, 1997 = Katalog Ägyptischer Sammlungen in Leipzig, 1, S. 48f.
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 111.
Literatur:
- Fitzenreiter, Martin, Statue und Kult - Eine Studie der funerären Praxis an nichtköniglichen Grabanlagen der Residenz im Alten Reich, in IBAES III, Berlin 2003.
- Fischer-Elfert, H.W. / Grimm, A., Autobiographie und Apotheose, in: ZÄS 130, Leipzig 2003, S. 60-80.
   
Photos:
   
   
Archivalien:  

Tgb. 1905 [Original pdf] [Abschrift pdf]
S. 95: Der Serdab ist in der Weise hergestellt, daß die Straße zwischen Mastaba D 40 S. 95 an der Ost- (und West-)Seite verschlossen und mit Steinplatten überdeckt ist. Von den 4  Deckenplatten sind die 3 Östlichen in situ, der westlichste fehlt. Vorn an der Ostwand ist ein Schlitz (b) in der Mauer. Der Serdab wird geöffnet und sofort werden die Köpfe zweier Statuen sichtbar, bald darauf erscheinen auch noch mehrere Köpfe von Dienerstatuen. Das Herausschaffen des Sandes geht schnell von Statten, ein Statuenkopf nach dem anderen erscheint, auch 3 weitere Statuen des Toten bezw. seiner Angehörigen werden herausgeholt. Bis zum
S. 95

S. 96: Schuglschluß ist der ganze Inhalt des Serdâbs, 5 Statuen und 15 Dienerfiguren, geborgen. Eine photographische Aufnahme war nicht möglich.

S. 96: Schuglschluß ist der ganze Inhalt des Serdâbs, 5 Statuen und 15 Dienerfiguren, geborgen. Eine photographische Aufnahme war nicht möglich.

No. 1 (Skizze auf S. 95) ist ca. 70 cm hoch, sitzende Statue eines Mannes, nach der Aufschrift auf der r. Seite des Sessels der S. 96 (cf. S. 92) Das Gesicht sehr derb, offenbar Porträtähnlichkeit angestrebt. Halblanges gescheiteltes Haar. Breiter Halskragen S. 96 Bemalung (blau) erhalten. Gefältelter Schurz S. 96 . Körper rotbraun, die Bemalung des Sessels soll Granit nachahmen (das Material ist Kalkstein).
No. 2 ist ca 60 cm hoch und stellt denselben Mann dar S. 96 Haltung im Wesentlichen die gleich wie bei No.1. Haar kurz, Löckchenfrisur. Arbeit besser als bei No. 1, Erhaltungszustand tadellos, Farben

S. 97:  weniger gut erhalten.
No. 3. Sitzende Statue wohl desselben Mannes (ohne Inschrift) H. ca 40 cm. Haltung wie bei vor. No. Kopf abgebrochen, aber vorhanden. Farben gut erhalten.
No. 4. Sehr plumpe sitzende Figur einer Frau. H. ca. 35 cm. Auf der r. Seite des Sessels Inschrift: S. 97 . Halskette aufgemalt.
No. 5. Zerbrochene Figur eines nackten stehenden Knaben. Von den Armen (die Hände sind angelegt) fehlen Stückchen. Nase abgestoßen. H. ca. 50 cm. Farben gut erhalten.
No. 6 – 17. zerbrochene Dienerfiguren, nicht mehr in situ.
No. 18 Mann, Bier in Krüge füllend, ca 30 cm hoch.
No. 19 Mahlende Frau, ca 36 cm hoch

Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906 - [pdf]
Blaupausen Mastaba D 39/40 - [pdf]