ÄMUL 2566

Herkunft:

Die Dienerfigur ist vollständig erhalten und nur an der Oberfläche leicht bestoßen. Die Farben waren bei der Auffindung gut erhalten. Figur und Basis mit den Kornspeichermodellen sind separat gefertigt - jedoch ist die Figur nach der Auffindung modern in die Basis eingegipst worden.

Die Dienerfigur eines nach Form gebeugten Mannes steht in Schrittstellung mit dem linken Bein vorgesetzt. An dieses drückt er mit beiden Händen ein schrägt auf der Kante stehendes rundes, eimerartiges Gefäß mit einem in der Mitte aufgemalten roten Querstreifen, in das er mit beiden Händen vermutlich das eingefüllte Korn zur Bemessung glatt streicht. Vor dem Diener stehen u-förmig aufgebaut fünf Kornspeicher, die hier allerdings nur Modellgröße haben. Diese sind kuppelförmig und haben oben einen klumpenartigen Verschluss und an ihrer Basis aufgemalte Entnahmeöffnungen für das Korn. Der Diener steht leicht nach links geneigt. Sein runder Kopf hat er in den Nacken gelegt, so dass er seinen Blick geradeaus nach vorn richten kann. Sein kurzes Eigenhaar ist durch eine abtrennenden Relieflinie angedeutet. Die großen, mandelförmigen Augen stehen auf einer schräg nach links abfallenden Lidachse und sind durch reliefierte Linien eingefasst, die Iriden sind aufgemalt. Die breiten Augenbrauen sind jedoch nur durch Modellierung angegeben. Die dicke Nase hat einen schräg von links oben nach rechts unten verlaufenden Nasenrücken. Die vollen Wangen fassen den großen, flächigen Mund ein, dessen Unterlippe breiter als die Oberlippe ist und gehen über in das rundliche Kinn, das kaum betont ist. Die Ohren sind wieder überproportional groß, wie auch schon bei den anderen Dienerfiguren dieses Fundkomplexes. Der Diener trägt einen Schurz, der durch einen Gürtel gehalten wird. Auf dem Photo N-ÄMUL 1513 könnte man den Eindruck haben, dass der Diener auch ein Oberlippenbärtchen getragen hat, jedoch ist dieser heute nicht mehr zu erkennen. Ferner ist die farbliche Fassung der Iriden, vermutlich mit schwarzer Farbe, heute auch nicht mehr erhalten.

Die Statue wurde zusammen mit 19 weiteren Statuen im bereits aufgebrochenen Serdab von Mastaba D 39/40 gefunden. Die Statuen standen nicht mehr alle in situ und weisen z.T. erhebliche Beschädigungen auf. Dazu gehören drei Sitzfiguren des Grabherrn (Leipzig, ÄMU 2561, Kairo JE 37820 und 37825), die Darstellung eines nackten Knaben (Leipzig, ÄMU 3028) und eine Sitzfigur der Frau O(w).t-Or(.w)-wr.t (Kairo, JE 37821), sowie 15 Dienerfiguren (Leipzig, ÄMU 2562, ÄMU 2563, ÄMU 2564, ÄMU 2565, ÄMU 2566, ÄMU 2569, ÄMU 2570, ÄMU 2571, ÄMU 2572; Hildesheim, PM 18, PM 20; München, SMÄK ÄS 4862; Kairo, JE 37822, 37823, und 37824).

Es handelt sich bei dem Diener um einen kornspeichernden Diener. In den kuppelförmigen Gebäuden, die hier nur Miniaturgröße haben sind die typischen Kornspeicher zu sehen, die sich archäologisch noch weit bis ins Neue Reich nachweisen lassen. Zu dieser Speicherart, vgl. auch Blackman, Aylward Manley, A painted pottery model of a granary in the collection of the late Jeremiah James Colman, Esq. of Carrow House, Norwich, in: JEA 6 (1920) 206-208 oder Schoske, Sylvia, Barbara Kreissl und Renate Germer, "Anch." Blumen für das Leben. Pflanzen im alten Ägypten, München, Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst, 1992 = Schriften aus der Ägyptischen Sammlung (SAS), 6, Nr. 32, S. 100f.

Zum Meßgefäß und den Speichern siehe auch: Pommerening, Tanja, Die altägyptischen Hohlmaße, in: SAK Beiheft 10, Hamburg, 2005.

Maße:
Höhe der Basis: 4,0 cm.
Breite der Basis (vorn): 16,2 cm.
Breite der Basis (hinten): 11,9 cm.
Tiefe der Basis: 29,7 cm.
Höhe des Speichers: 11,8 cm.

Farben:
Schwarz (Munsell N 54.75/-2/): Haare, Augen, Speicher, Basis.
Gelb (Munsell 5 YR 7/6-6/8): Behälteraußenwand.
Rotbraun (Munsell 10 R 7/8-4/10): Inkarnat, Speicheröffnungen, Streifen am Behälter.
Weiß: (Munsell 10 YR 9/1-9/2): Oberseite des Messbehälters.

Eingang Kultkammer:
- Architrav (1908 im Kunsthandel gesehen - heutiger Verbleib unbekannt).
- Rundbalken (in situ verblieben).

Im Serdab:
- Sitzfigur des E#S (Leipzig, ÄMU 2561).
- Sitzfigur des E#S (Kairo JE 37820).
- Sitzfigur des E#S (Kairo JE 37825).
- Standfigur eines nackten Knaben (Leipzig, ÄMU 3028).
- Sitzfigur der Frau O(w).t-Or(.w)-wr.t (Kairo, JE 37821).
- Dienerfigur eines Kochs (Leipzig, ÄMU 2562).
- Dienerfigur eines Topfausstreichers (Leipzig, ÄMU 2563).
- Dienerfigur einer Mehlsieberin (Leipzig, ÄMU 2564).
- Dienerfigur einer Teig schöpfenden Dienerin (Leipzig, ÄMU 2565).
- Dienerfigur eines Mannes, der Waren in einen Korb packt (Leipzig, ÄMU 2569).
- Dienerfigur einer Frau mit Waschgefäß (Leipzig, ÄMU 2570).
- Fragmentarisch erhaltene Dienerfigur (Leipzig, ÄMU 2571).
- Dienerfigur einer Frau mit Waschgefäß (Leipzig, ÄMU 2572).
- Dienerfigur eines Bierbrauers, der Brotmaische durch ein Sieb streicht (Hildesheim, PM 18).
- Dienerfigur eines Müllerin (Hildesheim, PM 20).
- Dienerfigur einer Müllerin (München, SMÄK, ÄS 4862).
- Dienerfigur eines Brotbäckers (Kairo, JE 37822).
- Dienerfigur eines Schlachters (Kairo, JE 37823).
- Dienerfigur eines Gänserupfers (Kairo, JE 37824).

Schacht 1, Mastaba D 39:
- Fragment eines Opferbeckens mit Inschrift (heutiger Verbleib unbekannt - vermutlich uninventarisierter Kriegsverlust des ÄMU Leipzig).

Schacht 3, Mastaba D 39:
- Schale aus anorthositischem Gneis (Leipzig, ÄMU 2487)
- Skelett (Osteologischen Sammlung der Universität Tübingen, Inv.-Nr. 7012).

Schacht 5, Mastaba D 40:
- Skelett (Osteologischen Sammlung der Universität Tübingen, Inv.-Nr. 7013).

Tgb. 1905 [Original pdf] [Abschrift pdf]
S. 95: Der Serdab ist in der Weise hergestellt, daß die Straße zwischen Mastaba D 40 an der Ost- (und West-)Seite verschlossen und mit Steinplatten überdeckt ist. Von den 4  Deckenplatten sind die 3 Östlichen in situ, der westlichste fehlt. Vorn an der Ostwand ist ein Schlitz (b) in der Mauer. Der Serdab wird geöffnet und sofort werden die Köpfe zweier Statuen sichtbar, bald darauf erscheinen auch noch mehrere Köpfe von Dienerstatuen. Das Herausschaffen des Sandes geht schnell von Statten, ein Statuenkopf nach dem anderen erscheint, auch 3 weitere Statuen des Toten bezw. seiner Angehörigen werden herausgeholt. Bis zum

S. 96: Schuglschluß ist der ganze Inhalt des Serdâbs, 5 Statuen und 15 Dienerfiguren, geborgen. Eine photographische Aufnahme war nicht möglich.

S. 96: Schuglschluß ist der ganze Inhalt des Serdâbs, 5 Statuen und 15 Dienerfiguren, geborgen. Eine photographische Aufnahme war nicht möglich.

S. 97:  weniger gut erhalten.
No. 3. Sitzende Statue wohl desselben Mannes (ohne Inschrift) H. ca 40 cm. Haltung wie bei vor. No. Kopf abgebrochen, aber vorhanden. Farben gut erhalten.
No. 4. Sehr plumpe sitzende Figur einer Frau. H. ca. 35 cm. Auf der r. Seite des Sessels Inschrift: . Halskette aufgemalt.
No. 5. Zerbrochene Figur eines nackten stehenden Knaben. Von den Armen (die Hände sind angelegt) fehlen Stückchen. Nase abgestoßen. H. ca. 50 cm. Farben gut erhalten.
No. 6 – 17. zerbrochene Dienerfiguren, nicht mehr in situ.
No. 18 Mann, Bier in Krüge füllend, ca 30 cm hoch.
No. 19 Mahlende Frau, ca 36 cm hoch.