RPM
Einleitung
Mastaba
Photos
Funde
Archivalien
Plan
Literatur
Index

Mastaba D 12

Bezeichnung:

D 12
D 12 a
D 12 b
D 12 c
D 12 d

Typus: Gruppe von Grabbauten aus Werksteinen. Teilweise mit Kalkstein- bzw. Bruchsteinmantel.
Namen:
Grabherr:
$rj-rmn
Von Ranke, PN I, 277,1 noch $rj-H#.t gelesen.
Frau:
RwD-k#
Ranke, PN I, 221, 21.
Eltern:
Kinder:
z# /.w
z#.t=f cn.t-jtj=s - Ranke, PN I, 311, 13.
z# OHj - Ranke, PN I, 254, 12.
erwähnte Personen:
 
Titel:
Grabherr:

jry-X.t nzw
Beautftragter für die Angelegenheiten des Königs.
Zum Titel siehe Jones, Index OK, 327, 1206.

Frau:
 
Eltern:
   
Kinder:
   
erwähnte Personen:
 

 

Lage des Grabes: Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Blaupausen Mastaba D 12

[pdf]
[pdf]
[pdf]
Ausgrabungszeitpunkt: 1903
Ausgräber: Georg Möller und Georg Steindorff
Datierung: 6. Dynastie
   
Aufbau der Grabanlage:  
Allgemein:

Die 1905 von Steindorff und Möller ausgegrabene Mastabagruppe, deren Strukturen sich den Ausgräbern aufgrund ihrer Zerstörung nicht mehr ganz erschlossen haben, hat in ihrer Gesamtausdehnung eine Grösse von ca. 10,1 m × 7,1 m.
Sie besteht wohl aus drei Einzelbauten.
Als ältesteste Bauteil wird von den Ausgräbern der östliche Abschnitt angesprochen (Mastaba 12 c), der 3,0 m× 6,9 m groß ist und am südlichen Ende der Ostseite, der Süd und Westseite eine Kalksteinverkleidung aufweist. Jedoch hatte der größere Teil der Ostseite eine Verkleidung aus Werksteinen. Die Anlage hat drei Grabschächte. An Mastaba D 12 c schließt sich am nördlichen Ende nach Westen ausdehnen vermutlich der späteste Bauabschnitt (Mastaba D 12 d) der Anlage an. Er umschließt L-förmig mit der Anlage D 12 c die unwesentlich jüngeren Bauphasen D 12 b und D 12 a und weist am nördlichen Ende eine kleine Kultkammer mit einer unbeschrifteten Scheintür und einen Grabschacht auf. Der Bauabschnitt D 12 d hat eine Ausdehnung von 2,1 × 5,1 m. Durch die L-förmige Anlage von D 12 c und D 12 d entsteht zur mittleren Bauphase D 12 b eine schmaler ca. 0,9 m breiter und 6,0 m langer Kultgang bis zur Kultkammer von D 12 d verläuft.
Der Bauabschnitt D 12 b, der vermutlich auf die Anlage von D 12 c folgte hat eine Ausdehnung von 2,6 m × 4,9 m und enthält drei Grabschächte und einen Serdab mit einer kleinen Kultnische auf der Ostseite vor der ein Opferbecken (im Kultgang D 12 c/b) lag. Diese Anlage war rundherum mit einem Kalksteinmantel versehen. Nur im Norden geht die Mastaba D 12 b unter Aussparung eines 1,0 m breiten Kultganges eine Verbindung zur Mastaba D 12 a ein, die eine Größe von 4,4 m × 3,0 m hat, mit Werksteinen verkleidet ist und zwei Grabschächte aufweist.
Der Komplex D 12 a-d ist vermutlich zeitnah kurz hintereinander gebaut worden, wobei die Ursprungsanlage sicherlich in den N-S gerichteten Grabbauten zu sehen ist. Unklar ist allerdings, welche der Bauten zuerst waren. Denkbar wäre tatsächlich das der Bau der Anlage D 12 c der älteste Abschnitt ist, dann D 12 b folgte und eventuell noch im Bau, um den Komplex D 12 a erweitert wurde. Darauf folgt dann als abschließende Ergänzungs bzw. Ausbaustufe der Teil D 12 d, der die bereits vorhandenen Nordwände der Anlagen D 12 a und b nutzt und den Komplex fertig stellt. Da bis auf eine Statuengruppe eines jry-X.t nzw $rj-rmn und Familie keinerlei weitere beschrifteten Zeugnisse gefunden wurden kann man heute nicht mehr nachweisen, ob die Anlage dieses Baukomplexes aufgrund einer familiären Zugehörigkeit entstanden ist oder eventuell auf Dienstverhältnisse zurückgeht.

Anbauten:
Siehe Beschreibung im Abschnitt Allgemein.
Kultkammer:
Im Erweiterungsbau von D 12 d gab es auf der Ostseite im nördlichen Bereich eine größere Kultnische von 0,5m × 1,1 m in der Mitte sich eine undekorierte Scheintür befand. Diese Kultnische war durch eine ziegelmauer abgetrennt und enthielt eine sekundäre Bestattung in einem Holzsarg.
Serdab:

Einzig die Anlage D 12 b hatte vor dem Grabschacht 2 liegend einen Serdab aber mit kleiner Nische und davor liegender Opferplatte, die in situ belassen wurde. Da von der Serdabwand fast alle Steine herausgerissen waren lässt sich nicht mehr feststellen, ob er eine Öffnung zum Kultgang gehabt hat. Trotz der offensichtlichen Öffnung des Serdabs fand sich nur 15 cm unter der Oberfläche die in eine Kalksteinplatte eingelassene Statue einer Familiengruppe - Ehepaar mit drei Kindern - Hildesheim, PM 16.

Grabschächte:

Mastaba D 12 a:
Schacht 1: 1,5 m tief mit einer tiefen, nach Norden gerichteten Kammer. Leer vorgefunden.
Schacht 2: Stößt an die Kammer von Schacht 1. Ebenfalls leer.

Mastaba D 12 b:
Schacht 1: 1,7 m tief mit einer nach Norden gerichteten kleinen Kammer.
Schacht 2: 2,5 m tief mit einer nach Westen gerichteten Kammer, die sehr eng ist. Darin lag eine fast völlig vergangen Sargkiste von 0,5 m Länge in die der Körper eines Erwachsenen in Hockerstellung gepresst wurde. Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten.
Schacht 3: 1,8 m tief mit einer nach Westen gerichteten Kammer.

Mastaba D 12 c:
Schacht 1: 3,2 m tief und leer vorgefunden.
Schacht 2: Vgl. Schacht 1.
Schacht 3: Fast 6,0 m tief mit einer nach Westen gerichteten Kammer, die wohl eine Bestattung in ausgestreckter Lage hatte.

Mastaba D 12 d:
Sekundäre Bestattung in der durch eine Ziegelmauer abgetrennten Kultnische. Der Verstorbene lag in einem Holzsarg.
Schacht: 3,25 m tief mit einer nach Westen gerichteten Kammer.



   
Erhaltungszustand: Die Mastaba ist in einem guten Erhaltungszustand und wurde zusammen mit den anderen Gräbern der deutschen Grabung von den ägyptischen Behörden restauriert. Vgl. die Aufnahme PDM_06711 und PDM_06712 vom 07.11.2006 http://www.gizapyramids.org/.
   
Funde:

Mastaba D 12 b:
- im Serdab: Statue der Familiengruppe des $rj-rmn (Hildesheim, PM 16)
- in Schacht 2: Skelett (Tübingen, Osteologische Sammlung der Universität Tübingen, Inv.-Nr. 6995). Fast vollständiges Skelett einer Frau, Schädel, defekt.
- im Kultgang D 12 b/c: Opferbecken in situ belassen.

Schacht g - Skelett (Tübingen, Osteologische Sammlung der Universität Tübingen, Inv.-Nr. 6996). Unvollständiges Skelett eines Mannes, Schädel, defekt.
Unklar ist, welcher Schacht mit g - bezeichnet wurde. In Frage kommen aber nur die Grabschächte, D 12 c,3 bzw. die sekundäre Bestattung in der Kultnische von Mastaba D 12 d.


   
Photos:
N 1457
N-ÄMUL 1522
=
BFM 1.360.886

BFM 1.361.716
N-ÄMUL 1523
=
BFM 1.360.887

   
Archivalien:

Tgb. 1905 [Original pdf] [Abschrift pdf]

S. 29: […] Im Südende des Schugls werden 2 weitere Mastabas ausgegraben. 3 Bire, die erledigt werden, enthalten nur die Skelette, 2 ohne Sarg mit angezogenen Knieen, (D 12) eine Leiche liegt in einer kleinen, ca 50 cm langen Holzkiste.

S. 30: Wie es möglich war, den Körper eines anscheinend ausgewachsenen so zusammenzupressen ist mir rätselhaft. Die Kiste ganz vermorscht. Kurz vor Arbeitsschluß kommt endlich der erste Statuenfund
S. 30

S. 31: heraus, und zwar an der mit xx bezeichneten Stelle auf der Planskizze auf voriger Seite, der den Stand der Arbeiten am heutigen Schluß der Berichtswoche veranschaulichen soll.
Bis auf die (westliche) Rückwand waren sämtliche den Serdâb bildende Steine herausgerissen, trotzdem war die Gruppe, die nur 18 cm unterhalb der heutigen Oberfläche gefunden wurde, fast unbeschädigt.
Dargestellt ist ein Ehepaar. Zwischen beiden steht ein kleines nacktes Mädchen, das rechts neben der Frau stehende Kind ist weggebrochen. Links neben dem Mann steht ein kleiner Junge mit Seitenlocke, den r. Zeigefinger am Munde. Das Figürchen ist nachträglich aufgesetzt. Inschriften auf der Basis:
S. 31
H. 40 cm Bemalung (das Material ist Kalkstein) nur in Spuren erhalten. Die

[auf der gegenüberliegenden Seite:]

Mastaba D 12
Die Gruppe in der Slg. Pelizaeus
Hildesheim Katalog 16

S. 32: Oberkörper der Erwachsenen haben durch Salz stark gelitten. Wie ich gerade mit der Bergung des Fundes beschäftigt bin, kommt Davies mit Seymour de Ricci an. Das war auch nicht gerade nötig, da letzterer ein abu’l’kalâm zu sein scheint. Um 7 Uhr trifft Hr. Dittmar aus Med. el Fajûm und Abusir el Meleq zurückkehrend, im Lager ein. Abendessen bei Reisners.
Schluß des dritten Wochenberichtes

S. 33:  Sonnabend, den 18. Februar 1905
Die Mastaba (D 12), die uns gestern den Statuenfund gebracht hat, wird weiter freigelegt. In der Grabkammer, die sehr eng ist, liegt das Skelett – Kopf nach N eng zusammengepresst in einer ca. 50 cm langen ganz vermoderten Holzkiste. Der auf S. 23 erwähnte Holzsarg, der nunmehr genügend getrocknet sein dürfte, wird vorgenommen, er ist aber so schlecht erhalten, daß seine Bergung nicht verlohnt. – […]

S. 39: […] Die Mastaba (D 12), in der die Statuengruppe (S. 31) gefunden wurde, wird erledigt. Nur eine kleine schlechte Opfertafel, die vor dem Serdab auf dem Pflaster lag, wird gefunden und in situ gelassen. […]

S. 85: […] Montag 20. März
Aufruf ¾ 7h
Um 8h kommen Prof. Froriep-Tübingen, um mit Möller die besser erhaltenen Skelette aus d. Schächten zu nehmen. Er will sie verpacken u. mitnehmen, um dann für d. Publikation eine Beschreibung davon zu liefern. Es wurden aus folgenden „Bîren“ die Skelette geborgen: D 12 a; D 35; D 21 a; D 21 b und aus der Grabkammer, die S. 84 beschrieben ist.
Die übrigen Arbeiten nehmen ihren gewöhnlichen Fortgang. Prof. u. Frau Steindorff fahren mit der 950 Tram nach Cairo; Frau St. reist abends nach Oberägypten ab.

Statuen 1905: [Original.pdf]

S. 11:
Familiengruppe (Tagebuch S. 31)
H. 42 cm.

Auf einem rechteckigem Sockel stehen 5 Personen u. zwar eine Mittelgruppe (Mann u. Frau, zwischen ihnen ein kleines Mädchen), an einen breiten Rpf. [Rückenpfeiler] gelehnt; l. ein Junge, rechts ein anderes Kind. Die Mittelgruppe, der Junge und das Kind sind besonders gearbeitet u. in den Sockel eingelassen.
Sockel: L. 29. H. 7. Br. 23 cm.
S. 11
Br. des Mittelpfeilers d. Mittelgruppe: 21 cm.

a) Mittelgruppe
R. Mann, stehend; l. Bein vorgesetzt. Beide Arme hängen herab. Hände geballt, halten die Röllchen. Kurze, die Ohren bedeckende Löckchenperücke. H. 34, 5 cm.

R. von ihm (also l.) steht die Frau. Kurze, in d. Mitte gescheitelte Perücke. Langes Gewand, bis über die Waden reichend.
Ihren l. Arm legt sie von hinten auf d. Mannes l. Schulter. Den r. Arm legt sie vorn an s. r. Arm.

S. 12:
Zwischen beiden steht ein kleines Mädchen, H. 13 1/2 cm.
Beide gleichmittig gesetzt. Kopf geschoren. Ihr r. Am hängt herab, Hand offen, Fläche nach innen; mit d. L. fasst sie von hinten um das r. Bein des Vaters.

b) Junge r., l. vom Vater stehend, an einem kleinen Rpf. [Rückenpfeiler] gelehnt. H. 15 1/2 cm.
Nackt; Haar geschoren, bis auf die über die r. Schulter herabhängende Seitenlocke. Der l. Arm hängt herab, Faust geballt, Daumen nach vorn. Mit d. Zeigefinger der r. Hand fasst er an d. Mund.

c) von dem Mädchen l. ist nichts als die gleichmässig gesetzten Füsse erhalten.
Die Gruppe ist sehr corrodiert; trotzdem sind noch Farbreste vorhanden: Sockel schwarz, Hautfarbe der Figuren rötlich.

Vorn auf d. Sockel stehen in eingeschnittenen Hieroglyphen die Namen der 5 dargestellten Personen:
S. 12
Das Ka das Möller gesehen, ist unsicher.


Fundjournal 1905: [Original.pdf]

7 Statuengruppe: Ehepaar, zwischen beiden kleines nacktes Mädchen, das rechts neben der Frau stehende Kind ist weggebrochen. Links neben dem Mann steht ein kleiner Junge mit Seitenlocke, den r. Zeigefinger am Munde. Das Figürchen nachträglich aufgesetzt.
Inschr:
No. 7

H. 40 cm. Kalkst. Tgb. S. 31.


Manuskript Hölscher [Original pdf]
D. 12
Bl . Lgpln . Abb .
Photo:

D. 12 ist eine Gruppe von mehreren Grabbauten, deren Oberbauten aber z.T. sehr zerstört sind, so dass die Entstehung und Zusammengehörigkeit der einzelnen Teile kaum sicher festzustellen ist.
Wahrscheinlich ist am ältesten der östliche Teil (c) und der mittlere (b). Dann ist a und zuletzt d angebaut.
D 12 a: Kalksteinmantel fast ganz abgetragen. Scheintüren nicht mehr nachweisbar.
D. 12 a,1 1,5 m tief, tiefe Kammer nach N.
D. 12 a,2 stösst auf die Kammer von D. 12 a,1, beide leer.

D. 12 b: Kalksteinmantel leidlich erhalten jedochan der Stelle, wo evtl. die Scheintür sass, ausgebrochen; davor eine Opfertafel, in situ belassen. Hinter der Scheintür (?) lag der Serdab. Obgleich bis auf die Westwand sämtliche den Serdab bildende Steine herausgerissen waren, fand sich eine Statuengruppe, kaum 15 cm unter der Erdoberfläche, fast unbeschädigt vor.

D. 12 b,1 nur 1,7 m tief mit kleiner Kammer nach N.
D. 12 b,2 2,5 m tief; Kammer nach W., sehr eng. Darin eine morsche Sargkiste von nur 50 cm Länge, in die eine ausgewachsene Leiche (!) hineingepresst war; Kopf nach N., Gesicht nach O.
D. 12 b,3 1,80 m tief, Kammer nach W.

D 12 c: Kalksteinmantel auf der Ostseite fast ganz

 

D. 12 Fortsetzung.

abgetragen. 3 Schächte:
D 12 c,1 und 2 ca 3,20 m tief, ohne weiteres Interesse.
D 12 c,3 fast 6 m tief; Kammer nach W.; scheint auf ziemlich gestreckte Bestattung hinzuweisen.
D. 12 d hat eine in tiefer Nische liegende Scheintür, ohne Inschrift. Diese Nische, nach O. zu durch ein dünnes Ziegelmäuerchen abgeschlossen, hatte ein sekundäres Begräbnis aufgenommen, Holzsarg. Eine zweite eingebaute Kalksteinmauer fand sich in der Flucht der Nordkante von Teil b. Nur ein Schacht vorhanden: 3,25 m tief; Kammer nach W.

NB! Sollte die Nische nicht vielmehr nördlich von der kleinen Ziegelmauer gelegen haben? Tgbch noch einmal anschauen. Nach Dittmar wäre ### anzunehmen u. ### wahrscheinlicher! H). [Hölscher]

   
Anmerkungen: Der Name des Grabherren $rj-rmn bezieht sich wohl nur auf den Mastaba-Komplex D 12 b. Es ist unwahrscheinlich, dass ihm die beiden anderen Mastabas (D 12 a und c) und der Erweiterungsbau im Norden (D 12 d) zuschreiben ist. Trotzdem werden hier alle vier Mastabaanlage unter seinem Namen subsummiert.
   
Bibliographie:

Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 21f., Taf. 3.
Porter, Bertha and Rosalind B. Moss, Assisted by Ethel W. Burney, Topographical Bibliography [...], III. Memphis. Part I, S. 109.