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Mastaba D 95

Bezeichnung:

D 95

Typus: Bruchsteinmastaba mit Kalksteinmantel
Namen:
Grabherr:
Frau:
 
Eltern:
Kinder:
 
erwähnte Personen:
Titel:
Grabherr:
Frau:
 
Eltern:
   
Kinder:
   
erwähnte Personen:
 


Lage des Grabes:

Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Blaupausen Mastaba D 95

[pdf]
[pdf]
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Ausgrabungszeitpunkt: 1906
Ausgräber:

Georg Steindorff, Georg Möller, Paul Wrede

Datierung: 6. Dynastie
   
Aufbau der Grabanlage:  
Allgemein:

Die Mastaba D 95 liegt südöstlich von Mastaba D 100. Sie ist ein langrechteckiger Bau von 4,9 m × 11,5 m. In ihrer Nordwand befindet sich der Eingang zu einer, sich fast über die gesamte Länge erstreckende Kultkammer, von 1,1 m Breite und 7,3 m Länge. Nach 3,2 m im Norden hat sie eine nach Westen gerichtet Kammer von 1,1 m × 2,0 m, die an ihrer Westwand in einer großen Scheintür mündet. Es könnte sein, dass die Kernanlage der Mastaba aus dem fast quadratischen Bau von 4,7 m × 5,0 m bestanden hat, dessen Kultkammer die große L-förmige Kapelle war. Zu diesem Bau hätten dann die Grabschächte 4 und 5 im Kern und Schacht 1 in der Kultkammer gelegen, gehört. Der erweiterte Bau hat dann noch zwei weitere Grabschächte (2 und 3). Zwei sekundäre Bestattungskammern (a und b), durchbrechen die Deckenkonstruktion der Kultkammererweiterung lagen vor den beiden undekoriert gebliebenen Scheintüren. Diese Kammern waren aus Lehmziegel in die Kultkammer eingemauert.
Zur Gesamtanlage gehören fünf Grabschächte und zwei sekundäre Bestattungskammern in der Kultkammer.

Anbauten:

Keine.

Kultkammer:

Eine sich fast über die gesamte Länge von Mastaba D 95 erstreckende Kultkammer von 1,1 m × 7,3 m. Nach 3,2 m gibt es ausgehend von der Kultkammer, eine nach Westen gerichtete Kammer von 1,1 m × 2,0 m, die in einer Scheintür im Westen mündet.
Die Kultkammer war möglicherweise nur im nördlichen Teil mit der westlichen Kammer überdeckt, da sich nur dort ein Fenster in der Ostwand befindet, um die Kammer zu beleuchten. Der südliche Teil der Kultkammer hat noch zwei Scheintüren, vor denen sich zwei sekundär angelegte, aus Lehmziegel gemauerte Bestattungskammern befinden, die die Deckenkonstruktion der Kultkammer durchbrochen haben.

Serdab:

Kein. Im Tagebuch wird fälschlicherweise Schacht 5 als Serdab vermutet.

Grabschächte:

Fünf Grabschächte:
Schacht 1: Liegt im Fußboden vor der großen Scheintürnische. Der Schacht hat im Westen und Osten Steiglöcher in die Wand gehauen. Die große Kammer war nach Süden gerichtet und mit Steinen vermauert. An der Decke der Kammer war eine lange Inschrift in roter Farbe angebracht (undokumentiert). Ferner fanden sich noch kürzere Inschriften an der Ost- und Westwand (ebenfalls undokumentiert). Am Boden ist ein Sarg aus dem Fels gehauen worden, der durch 4 Steinplatten abgedeckt war. Darin befand sich ein zerstörtes Skelett in ausgestreckter Lage, mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten gerichtet. An der Ostseite des Sarges wurden Holzreste gefunden.
Schächte 2-4: Bis auf den anstehenden Fels geführt. Alle ohne Kammern und leer vorgefunden.
Schacht 5: Den Ausgräbern ist unklar, ob es sich um ein sekundäres Begräbnis oder einen Serdab handelt. Da der Schacht bis auf den Fels herab geführt wurde und die Lage für einen Serdab ungewöhnlich wäre, ist davon auszugehen, dass es sich um einen ungenutzten bzw. sekundär angelegten Grabschacht handelt.

   
Erhaltungszustand: Die Mastaba liegt heute in einem versandeten Bereich. Vgl. das vergrößerbare Satellitenbild unter http://www.gizapyramids.org/code/emuseum.asp?newpage=visualsearch.
   
Funde:

Die Inschriften in der Sargkammer von Schacht 1 sind undokumentiert und in situ verblieben.


   
Photos:
   
   
Archivalien:

Tagebuch 1906: [Abschrift.pdf] [Original.pdf]

S. 66 westlich von D 89-90 der Anfang einer grossen Mastaba (D 100) (Ostwand heraus), deren Mauerzüge sich schon früher unter d. Schutt hatten verfolgen lassen. Und im rechten Winkel zur SO-Ecke dieser Mastaba eine andere oder ein Anbau, der den Eingang von N. hat (D 95). Thürtrommel auf der Eingangstür, Türsturz fehlt. Die Leute arbeiten mit grossem Eifer, aber gefunden wird nichts. […]  

S. 68: […] Das Aussehen der neuen Mastaba (D 95) zeigt umstehende Skizze Wrede’s (cf. S. 71). Möller beendet seine Zeichnungen. Um 2 komme ich aus Kairo zurück. 4 h Auszahlung. Später mit Abrechnungen beschäftigt.


S. 71:
S. 71

S. 78: […] Die grosse Mastaba am W.-abschluss des Schughl wird D 100, die davor liegende (Eingang von N) D 95 getauft.

S. 98: […]In D 95 kommt im Fussboden d. östl. Seitenkammer ein Bir zu Tage. Nachmittag fährt Stdff. zum Arzt nach Kairo. Abends Feuerzangenbowle mit Weckels.

S. 102: […] D 95,1: Schacht im Fussboden vor der Scheintür. Mit Einsteiglöchern, die hier (im W. u. O.) in d. Fels gehauen sind. Untere Kammer nach S. Oben an d. Decke lange Inschrift mit roter Farbe aufgeschrieben, kürzere Inschriften an der W. u. O.-Wand. Wrede kopirt Proben, aus denen aber nichts Sicheres über d. Inhalt zu ersehen ist.
Später muss Möller sie kopiren.

S. 103: Unten ist aus d. Fels ein schöner Sarg gehauen, der mit sehr schönen Blöcken abgedeckt ist. Darin ein zerstörtes Skelett; Kopf nach N, Gesicht nach O., ausgestreckt. An d. Ostseite des Skeletts Holzsplitter. Die Kammer war mit guten Blöcken zugesetzt.
D 95,2, vom Dach ausgehobener Schacht; steht auf d. Fels auf. Ohne Begräbnis. Ob etwa vom Dach von D 95 noch weitere Bire ausgehen, wurde nicht mehr untersucht. […]

 

Notizen 1906: [Original.pdf]

S. 26:
19/4.
D 95 in Arbeit

S. 29 (links):
D 95,1 in d. Kammer vor d. Scheintür - Kammer nach S.
An d. Decke lange rote Inschrift; ebenso an d. W. u. O. Wand kurze Inschriften.
Schöner Sarg aus d. Fels gehauen.
Darin Skelett (Kopf N. Gesicht O) sehr zerstört. Sarg mit s. schönen Blöcken abgedeckt. An d. Ostseite des Skeletts Holzsplitter *

S. 29 (rechts):
D 95,2 angefangener Bir, auf d. Fels aufstehend. Ohne Begräbnis.

* Die Leiche ausgestreckt. In d. O. u. W.-Wand des Schachtes Einsteiglöcher. Die Kammer war mit guten Blöcken zugesetzt.

 

Notizen Paul Wrede ßJ , 1906: [Abschrift]

S. 13 Die letzten Mastabas D 95, D 99, 100, 101, 102.
D 95 unterscheidet sich in mehr als einer Beziehung von den normalen Anlagen. Ungewöhnlich ist die Größe der Opferkammer, besonders im Verhältnis zur Gesamtanlage, ungewöhnlich ist die Anlage eines Seitenraumes, sowie die verschiedenen Deckenhöhen in
der Längskammer. Besonders auffallend ist, dass die Kammer von Norden her zugänglich ist,
ohne dass Anbauten im Osten hierfür Veranlassung sind. Über die Konstruktion des Einganges und des glatten, geböschten Mantels geben Photographie und Zeichnung
Aufschluß. Für den kleinen Vorsprung im Osten ist eine Begründung nicht zu ersehen; immerhin ist er angesichts der sauberen Technik des Bauwerkes bemerkenswert. Die
Längskammer ist in ihrem nördlichsten Teile am niedrigsten, die nächstfolgende Höhe weist
der südlichste Teil auf. Der zwischen diesen Teilen, deren Decken noch wohlerhalten sind,
liegende Raum wird wohl nicht ganz überdeckt gewesen sein, da Fensteranlagen fehlen.
Immerhin ist die Möglichkeit der Überdachung vorhanden, wenigstens für den mittleren Teil.
Die hier befindliche Scheintür reicht so hoch, dass die Deckenplatten jedenfalls auf den quer
über die Kammer gelegten Unterzügen aufgelegen haben müssten.
Die Seitenkammer, die von einer Scheintür aus einem einzigen feinen Kalkstein
abgeschlossen wird, dürfte - wenn sie überhaupt gedeckt war - in der Höhe dem niedrigsten
Teil der Längskammer entsprochen haben.
In der Längskammer befinden sich mehrere spätere Einbauten, von den zwei unzweifelhaft
Bestattungen darstellen. Die eine derselben nimmt den hintersten Raum der Längskammer
ein Zwei seitliche Tubwände gaben das Auflager für Deckplatten, von denen nur der
vorderste Ansatz - aus Tub! - erhalten ist. Am vorderen Abschluß ist eine Tubwand
aufgesetzt, die ebenso, wie das Innere, weiß geputzt ist. (S. Photographie). Die im mittleren
Teile ausgeführte Bestattung entspricht der ersten ziemlich genau, nur dass hier eine
abschließende Rückwand nötig wurde und der vordere Abschluß unter Zuhilfenahme von
Steinblöcken gebildet ist. Die im vorderen Teile erhaltene niedrige Mauer stammt wohl von
einer nicht vollendeten Begräbnisanlage.
D95 enthält im vorderen Bau einen großen, bis auf den Felsen reichenden Serdap, im
zurückliegenden Teil einen Bir der nur bis auf den Fels geht. Die Anlage zweier Scheintüren
lässt dort noch einen zweiten Bir vermuten, der aber vor Schluß der Grabung nicht blosgelegt
werden konnte.
Wichtig ist der Bir, der innerhalb der Seitenkammer in die Tiefe führt. Am Grunde desselben
befindet sich eine geräumige Kammer mit angearbeitetem Sarg, der durch vier Platten
zugedeckt war. An der Decke und Ostwand Schriftzeichen. […]

 

Manuskript Hölscher [Original pdf]
D. 95
Bl.    Lgpln.    Abb.
Photo:
1525 / 3018
1526 / 3019
1549 / 3042

D 95 besteht aus 2 Teilen, einem südlichen und einem nördlichen. Auf der Ostseite markiert sich der Ansatz durch einen unkorrekten Vorsprung, bei dem auch die Schichthöhen sich ändern. Auch die Deckel lagen im südlichen Teil höher als im nördlichen. Der heutige Zustand ist offenbar das Ergebnis eines Umbaus, den wir nicht mehr genau verfolgen können. Alle Konstruktionen und das Mauerwerk sehr unordentlich. Die Kultkammer besteht aus einem sehr langen Gang an der Ostseite und einer sehr tiefen Nische mit Scheintür (unbeschrieben), der gegenüber ein Fensterchen angelegt ist. In diesem Gange sind 2 sekundäre Begräbnisse (a und b) eingebaut (s. Schnitt AB) deren Schächte die Decke der Kultkammer durchbrochen haben; deswegen sind die Deckenbalken z.T. hochgekantet worden.
D 95,1 im Fusboden vor der Scheintür. Der Schacht hat Einsteigelöcher, die nach Westen und Osten in die Wandungen eingehauen sind. Grosse Kammer nach Süden, war mit Steinen vermauert. Oben an der Decke lange Inschrift mit roter Farbe, kürzere Inschriften desgleichen an der West und Ost-Wand; sind nicht entziffert worden. Unten ist aus dem Fels ein schöner Sarg gehauen, der durch 4 grosse Steinplatten abgedeckt war. Darin ein zerstörtes Skelett, Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten, langgestreckt, an der Ostseite Holzreste.
D 95 2,3 und 4 gehen vom Dach der Mastaba


- 2 -

aus bis auf den Fels hinab, ohne Kammern, sämtlich leer.
D 95,5 Es ist nicht festgestellt, ob es ein sekundäres Begräbnis oder ein Serdab war. Funde wurden nicht gemacht. D 95,5 geht bis auf den Fels hinab.

 

   
Anmerkungen:

ßJ Die privaten Notizen zur Grabung 1906 des Architekten Paul Wrede stellte seine Enkeltochter Jutta Hegemann-Wrede freundlich zur Verfügung. Von ihr stammt auch die Abschrift des in Suetterlin geschriebenen Manuskriptes. [zurück]

   
Bibliographie:

Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 80., Taf. 13.

Literatur: