RPM
Einleitung
Mastaba
Photos
Funde
Archivalien
Plan
Literatur
Index

Mastaba D 210

Bezeichnung: D 210 (alt Mastaba H)
Typus: Werksteinmastaba
Namen:
Keine Namen belegt
Grabherr:
 
Frau:
 
Eltern:
Kinder:
 
erwähnte Personen:
 
Titel: Keine Titel belegt
Grabherr:

 

Frau:
 
Eltern:
   
Kinder:
   
erwähnte Personen:
 

 

Lage des Grabes: Plan Hölscher 1903-1906
Blaupausen Mastaba D 200-214
[pdf]
[pdf]
Ausgrabungszeitpunkt: 1903
Ausgräber: Otto Völz (Architekt) und Georg Steindorff
Datierung: 1. Hälfte 5. Dynastie
   
Aufbau der Grabanlage:  
Allgemein:
Die aus Werksteinen gefertigte Mastaba D 210 schließt westlich direkt an Mastaba D 208 an und bildet im Osten unter Verwendung der Westseite der Mastaba D 211 einen schmalen Durchgang zu ihrer Kultkammer. An ihrer Nordseite befindet sich eine ca. 3 m lange Ziegelmauer, die unter zu Hilfenahme der Westwand der Miniatur-Mastaba des Otpj einen Eingang zu D 210 bildet. Die Mastaba D 210 hat eine Größe von ca. 11,6 m × 4,5 m. Die Mastaba besitzt einen ca. 1 m breiten und 0,8 m tiefen Eingangsbereich, der dann mit den undekoriert gebliebenen Türwangen den Eingang zur Kultkammer bildet. Die Kultkammer selbst ist ca. 1 m × 1,8 m groß und hatte zwei undekorierte Scheintüren. Vor der nördlichen stand eine "bankartige" Erhebung, die vermutlich zur Ablage der Opfergaben diente und vor der südlichen fand sich ein nur roh bearbeitetes rundes Opferbecken. Hinter der Kultkammer lag in Nord-Süd-Ausrichtung der ca. 0,8 m × 1,2 m große Serdab, der beraubt gefunden wurde. Die Mastaba wies 6 Grabschächte und eine weitere Bestattung für ein Kinderbegräbnis im Oberbau auf.
Anbauten:
Am Nordende der Mastaba gab es eine ca. 3 m lange und 0,6 m breite Ziegelmauer, die nach Osten verlief und auf Höhe des Westendes der Miniaturmastaba des Otpj endet und dadurch praktisch einen "Vorraum bzw. Kulthof" zu Mastaba D 210 bildete, der mittels einer Tür verschlossen werden konnte.
Kultkammer:
Die Kultkammer hatte verputzte aber undekoriert gebliebene Wände und enthielt zwei nur roh belassene, unbeschriftete Scheintüren. Vor der nördlichen Scheintür befand sich eine große "Steinbank", die vermutlich zur Ablage der Opfergaben diente, während vor der südlichen eine runde Opfertafel aufgestellt war. Ein in der Südwand eingebautes Fenster führte oberhalb des Oberbaus der Mastaba D 56, die nur sehr niedrig angelegt war ins Freie und diente als Lichtluke für den Kultraum.
S. 70
In der Kultkammer fanden sich neben der Opfertafel, die Reste von zwei großen Tonständern, sowie kleinere Näpfe und Becher.
Serdab:
Der beraubt aufgefundene Serdab hatte keine Apertur und lag hinter den beiden Scheintüren der Kultkammer
Grabschächte:

Sechs Grabschächte:
Schächte 1-4: Von geringer Tiefe, ohne Funde.
Schacht 5: 4 m tief mit einer nach Westen gerichteten Kammer. Bereits aufgebrochen vorgefunden. Der Sarg war aus dem Fels gehauen. Darin noch verstreute Knochenreste.
Schacht 6: 8 oder 9 m tief mit einer nach Süden gerichteten Kammer. Auch dieser Schacht wurdeaufgebrochen gefunden. An der Westseite der Kammer steht der aus dem Felsen gehauene Sarg von 2,08 m Länge, 95 cm Breite und 55 cm Tiefe. Auf seinem Boden befanden sich zwei Rillen, die vermutlich dazu dienten den Holzsarg an Stricken herabzulassen. Der Sargdeckel selbst war nicht mehr vorhanden aber an der Westmauer der Kammer befinden sich auf Höhe des Deckels zwei Löcher, die dazu dienten den Sargdeckel anfassen zu können. An der Ostwand der Grabkammer befindet sich eine viereckige Ausbuchtung von 37 cm Tiefe und 55 cm Durchmesser, die vermutlich dazu diente die Eingeweidekrüge aufzunehmen. In dieser Ausbuchtung fand sich aber nur noch brauner Staub. Von der Nische ausgehend führte eine in den Boden gearbeitete Rille zur Ostwand, deren Funktion ungeklärt ist.

Auf der Mastaba gab es ein Oberflächengrab (D 210,7), das eine Kindermumie enthielt. Es hatte die Knie angezogen und den Kopf nach Norden mit dem Gesicht nach Osten gerichtet. Hinter dem Kopf stand ein roher Tonkrug.

Sekundäre Bestattungen fanden sich auch vorne im Gang zwischen Mastaba D 210 und D 211. Diese wurde nur beseitigt aber nicht weiter aufgenommen.

   
Erhaltungszustand: Der Gang zwischen Mastaba D 210 und D 211 ist zugänglich und die Schächte sind alle versandet. Unbekannt, ob die Kultkammer noch zugänglich ist. Vgl. die Videoaufnahme von Peter Der Manuelian vom 24.03.2005 [PDM_02266 - http://www.gizapyramids.org].
   
Funde: Im Serdab:
Verbleib unbekannt: Runde Opfertafel
Verbleib unbekannt: Fragmente von zwei Gefäßständern
Verbleib unbekannt: Tonnäpfchen und -becher


In der Oberflächenbestattung:
Verbleib unbekannt: Kindermumie
Verbleib unbekannt: roher Tontopf
   
Photos:
   
Archivalien:

Tgb. 1903 [Original pdf] [Abschrift pdf]

S. 63: [...] An verschiedenen Stellen wurden heute Versuchsgrabungen angestellt: [...]
2) etwas weiter westl. genau südlich von 23, kommen Ziegelmauern heraus;

S. 67: Interessant gestaltet sich die Grabung südlich von Mastaba 23 (No. 2 auf S. 63).
Die Ziegelmauern setzen sich nach Süden zu fort. Nördlich setzt sich die Ziegelmastaba in einer Steinmauer fort, die offenbar die äussere Westwand einer Mastaba ist Gegenüber also westl. von dieser Mastaba, kommt eine 2. Mastaba zum Vorschein. Sie hat eine Tür, die in eine Kammer führt. Leider sind diese ohne Darstellungen von Inschriften. In der Südwand der Kammer ein schmales Fenster S. 67 zum Serdâb. Zwischen
den Mastabas sind 3 Gräber eingebaut.
S. 67
Ziegelmauern
a eingebaute Gräber s. Seite 69
a Eingang zur Kammer.

S. 69: […] Südl. von Mastaba Lepsius 23 wird die S. 67 erwähnte Mastaba-Kammer entsandet. Sie enthält auf der Westwand 2 Scheintüren: vor der nördl. steht eine grosse „Steinbank“, vor der südl. liegt ein einfacher runder Opferstein. Die Luke in der Südwand führt nicht in den Serdâb, sondern vielmehr ins Freie. Vgl. die Skizze S. 70. Im Sande der Kammer werden 2 Stücke von grossen Thonständern, sowie kleinere Näpfe und Becher gefunden.
S. 69

S. 70:
S. 70
b Bank
c Opferstein
d Fenster
Die Wände abgeweisst, aber ohne Bemalung. Nach d. Serdab wird gesucht, aber nichts gefunden. […]
S. 71:  […] Die Ziegelmauer östl. von der Mastaba mit der Bank, oder südl. von Otpj wird weiter verfolgt; sie geht nach O. weiter. Innerhalb dieser Mauer werden 3 Kalksteinkammern gefunden. Die Wände der einen sind mit Stuck
abgezogen und bemalt. […]
S. 76:
S. 76
a) Scheintür des Sennu
b) Scheintür mit Inschrift
c) Scheintür ohne Inschrift; davor Grab mit Knochen
d) Scheintür des „Königspriesters“
e) Kammer mit farbigen Stuckreliefs
f) Kammer mit Bank
g) Brunnen mit vielen Mörteltöpfen

S. 140: […] An Umbarek’s Stelle wird an d. Mastaba mit den Prunkscheintoren weiter gearbeitet. Im O. hat sie keine Verkleidung od. Fassade, da hier die Mastaba „mit der Bank“ anstösst. […]

S. 149: Auf der Mastaba östl. von N (Mastaba mit der Bank) wird weiter gereinigt. […]

S. 156: Mastaba östl. von N (D 210 = H)
S. 156
Die Kindermumie in zusammengezogener Lage; Kopf nach N., Gesicht
nach O., hinter dem Kopf ist an die Wand der Grube, ein roter Topf gelehnt.
(„Mörteltopf“). [...]

S. 168:
S. 168
die Straßen sind hier bis auf das Pflaster gereinigt also der
Platz zwischen
G u. H
E u. G
E u. F das in der Figur mit H bezeichnet ist die nördliche Fortsetzung der früheren Mastaba mit der Bank H1-5 Bire, wahrscheinlich zusammen mit dieser eine Mastaba bildend. Ferner wird von N oben der Schutt abgenommen, und in den Bir von N geworfen,
außerdem werden die beiden tiefen Bire im E erst einmal gereinigt, damit ich sie am Montag aufnehmen kann. ----- Heute aufgenommen: H1 H3 H4 H5, ferner im Pfeilersaal der Mastaba N Brunnen 7 und 2

S. 172: […] Auf Mastaba H [S. 168] ein neuer Bir gefunden, unmittelbar nördlich von H5, ihn einfach in H5 entleert. Ferner noch Arbeit in einem bisher noch
nicht gereinigten Bire von F. [S. 168] […]
Dienstag den 12. V. ½ 6 heraus. Reinigungsarbeit an folgenden Stellen:
bei x, wo Mastaba K G H M zusammentreffen.
S. 172 Durch das bei y befindliche

S. 173: ins Innere von M, ein Bir südlich von H5 und bei Y1 und 2, am letzteren
ist für das Aufnehmen nur noch etwas Sand herauszunehmen. […]

S. 183: […] Beim Bir südlich von H5* [*Bir H6], Sand von hier nach D2 und D5 geschafft. In diesem Bir bereits an der Kammer gekommen, in dessen innern noch nicht gereinigt, Kalksteinsarg aus dem Felsen gehauen innen. Kammer nach Süden, Sarg an der Westseite der Kammer, Deckel nicht vorhanden. Im Osten der Kammer eine Vertiefung, in der sich Schutt befindet.

S. 187: Donnerstag, d. 14. V. ½ 6 Uhr heraus, wie gestern das Schön machen heute fortgesetzt. Vormittag lasse ich die beiden Steine aus Mastaba Y herausbrechen. Arbeit in Bir H6 [südlich von H5] fortgesetzt. […] Bire zum Aufnehmen gereinigt H1 und H2. […]

S. 189: 4. noch etwas Arbeit in H6 und H2. […]

S. 191: […] Außerdem aufgenommen Y2 [Bir] und [H6]. H6: Kammer nach Süden, war schon ausgeraubt, gar keine Reste von den Toten mehr vorhanden.S. 192: Grundriß des Birs und der Kammer.

A ist aus dem Felsen gehauen
Sarg 55 cm tief, a, a Rillen im Boden des Sarges. Deckel nicht mehr vorhanden, aber in der Westmauer der Kammer in Höhe des Deckels 2 Löcher, wohl für den Zapfen des Sargdeckels bestimmt. B ein 37 cm tiefes Loch, von hier aus führt Rille b zur Ostwand. Material der Umfassungswand des Schachtes unten aus den Gebel gehauen, oben Nilschlammziegelsteine und unregelmäßiger Felsstein, etwa 8 m tief; folgende Fig. stelle den Durchschnitt dar:
S. 192
Durchschnitt durch H6
S. 193: […] Ich nehme vormittags auf: Die Bire: H1 H2 Y3 Y4 Z1 Z2 r P1 [h

S. 196:  […] Arbeit […]
3. Zwischen  D und H in der Straße
4. Mastaba H oben abgeräumt, Sand in den tiefen Bir H6 geworfen.

S. 197: […] Bei Arbeit 3, also zwischen D und H ein Schacht, jedenfalls ausgebautes Grab. Westlich von Mastaba H ebenfalls 3 kleine Grabschächte, ferner nördlich von f an unserem Bir beim Reinigen gefunden.

S. 198: […] 2. in der Straße zwischen D und H […]
4. in der Straße zwischen H und Y, heute fertig.
Mittwoch den 20. V. 03. ½ 6 heraus.
Arbeit: 1. zwischen G und H, Sand von dort in einen Bir von E. 2. auf dem Platz, versprengt von E F H und Hetpi, auch von hier den Sand nach

S. 199:  demselben Bir von E. […]

Tagebuch 1905: [Original pdf]

S. 91: D 210 – H: Serdab südl. von Schacht 6, erbrochen gefunden.


Manuskript Hölscher [Original pdf]

D 210
Bl . Lgpln . Abb .
Photo: 1 Blatt 13/18

Das Alter von D. 210 bestimmt sich daraus, dass es älter ist als D. 208 und jünger als D. 211.
D 210 ist eine ziemlich gut ausgeführte Werksteinmastaba mit nordöstlich vorgelagerten Kulthof. Die östliche Gasse war offenbar nicht überdeckt und scheint - soweit man das bei der ziemlich starken Zerstörung der Ostfront feststellen kann - auch keine Scheintüren gehabt zu haben. Die Hofmauer besteht aus Ziegeln und hatte eine verschliessbare Tür.
Die Kultkammer liegt im Süden; dahinter der Serdab. Die Kultkammer hat zwei unbeschriebene Scheintüren; vor der nordöstlichen ist eine Bank aus Werksteinen errichtet, um darauf Opfergaben niederzustellen, vor der südlichen liegt ein runder Opferstein einfachster Art. Dabei 2 Stücke von grossen Tonständern sowie zahlreiche Tonnäpfchen und Becher. Die Wände waren mit dünnem Stuck überzogen, sind aber unbemalt geblieben. Auf der Südseite führt ein schmales Fenster ins Freie, wo es über dem niedrigem D. 56 mündet.
Der Serdab war erbrochen und leer.
D. 210 hat 2 Hauptschächte, nämlich D. 210,5 und 6, sodann vier kleiner Schächte D. 210,1-4 und ein sekundäres Oberflächengrab D. 210,7. Ausserdem vorne in den Gang zwischen D. 210 und 211 sekundäre Gräber eingebaut, die beseitigt worden sind.

D. 210. Fortsetzung
D. 210 1-4 sämtlich wenig tief und ohne Interesse.
D. 210,5 4 m tief, Kammer nach W., erbrochen. Sarg im Felsboden ausgehauen, zerstreute Knochenreste.
D. 210,6 9 m tief, Kammer nach S., erbrochen. An der Westseite aus dem Felsen gehauen ein Sarg, 2,08 m lang, und 95 cm breit und 55 cm tief. Auf dem Boden zwei Rillen, offenabr um einen Holzsarg an Stricken hineinzulassen zu können. (s. Grundriss und Schnitt) Ausserdem in der Westmauer der Kammer, in Höhe des Deckels, 2 Löcher, offenbar zum den Sargdeckel anfassen zu können. Ziemlich an der Ostwand der Grabkammer befindet sich ein 37 cm tiefes Loch von 55 cm im Geviert, vielleicht offenbar für die Eingeweidekrüge bestimmt. Es fand sich aber nur brauner Staub darin. Von diesem Loch aus führt eine kleine Rille nach der Ostwand der Kammer, deren Zweck nicht erklärt wurde.
D. 210,7 Oberflächengrab mit Kindermumie, Knie angezogen, Kopf nach N., Gesicht nach O. Hinter dem Kopf stand ein roher Tonkrug.
D 210 gehört in die erste Hälfte der 5. Dynastie, s.o.

   
Anmerkungen:  
   
Bibliographie:

Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 90f, Taf. 16.