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Mastaba D 206

Bezeichnung: D 206 (alt Mastaba L)
Typus: Werksteinmastaba
Namen:
Keine Namen belegt.
Grabherr:
Frauen:
Eltern:
 
Kinder:
 
erwähnte Personen:
 
Titel: Keine Titel belegt.
Grabherr:

 

Frau:
 
Eltern:
   
Kinder:
   
erwähnte Personen:
 

 

Lage des Grabes: Plan Hölscher 1903-1906
Blaupausen Mastaba D 200-214


[pdf]
[pdf]
Ausgrabungszeitpunkt: 1903
Ausgräber: Otto Völz (Architekt) und Georg Steindorff
Datierung: 5./6. Dynastie
   
Aufbau der Grabanlage:  
Allgemein:

Die Mastaba-Anlage D 206 ist eine große Anlage mit zwei "Kultbereichen", die in ihrem Befund bei Steindorff nicht eindeutig geklärt ist, da nur ihr östlicher Teil ausgeraben wurde und auch bei Junkers Nach- bzw. Klärungsgrabungen von 1926 auf dem Gebiet keine Berücksichtigung fand. So sind die Ausmaße der Anlage nicht zu bestimmen lagen aber schätzungsweise bei 15 m × 9 m. Die Mastaba geht im Süden fast nahtlos in Mastaba D 207 über. Einen großen Kultbereich, zugänglich über den Hof von Mastaba D 207 und von ihm durch eine ca. 7 m lange von Nord nach Süd verlaufende Mauer getrennt, weist Mastaba D 206 in ihrem östlichen Bereich auf. Der Eingang zu diesem Kultbereich wird durch die Südwand der Mastaba D 205 gebildet. Diese Kultkammer war undekoriert und hatte zwei einfache Scheintürnischen im Norden und Süden. Dazwischen befindet sich der Eingang zur eigentlichen Kultkammer von nur 1,5 m × 80 cm Größe, die ebenfalls undekoriert verblieben ist und der Wände nur aus Ziegeln hergestellt waren. Die Scheintür im Norden der Kammer war in diese Zeigelmauerwerk eingesetzt und bestand aus Kalkstein. Sowohl die Kultkammer, als auch der Zugang zu ihr waren verschlossen vorgefunden worden. Die Kultkammer war durch ein Kalksteinplatte verschlossen und der Eingangsbereich durch ein undekorierte Kalksteinscheintür. Die dadurch entstandenen zwei Räume könnten entweder als Statuenkammern oder aber als weitere Begräbnisplätze gedient haben. Sekundäre Bestattungen fanden sich jedoch nur in dem langgestreckten Bereich der zugänglichen Kultkammer. Einen weiteren Kultbereich hatte Mastaba D 206 im Norden. Diese Kultkammer, von ca. 7 m Länge entstand durch den Anschluss an die Westwand von Mastaba D 205 und wies nur eine kleine Scheintür auf.
Zu der Gesamtanlage von Mastaba D 206 gehören 6 Grabschächte, zwei Grabschächte im Bereich des nördlichen Abschnitts und dessen Kulktbereich und vier Grabschächte hinter dem östlichen Bereich.

Anbauten:
Nicht mehr feststellbar.
Kultkammer:

Zwei Kultbereiche:
Östliche Kultkammer: Maße ca. 6,8 m × 1,6 m. Dieser Bereich wird durch eine ca. 7 m lange und 1,1 m breite Mauer vom Hof der Mastaba D 207 abgetrennt. Der Eingangsbereich lag im Norden unter Ausnutzung der Südwand der Mastaba D 205. Diese langgestreckte Kultkammer wies im Norden und Süden zwei einfache Scheintüren auf. Dazwischen lag der durch eine undekorierte, kalksteinere Scheintürplatte verschlossene Eingang zur ursprünglichen L-förmigen Kapelle, die wiederum durch eine kalksteinere Platte von diesem ca. 1,2 m langen Eingangsbereich abgeschlossen wurde. Diese wohl ursprüngliche Kultkammer der Anlage hatte durch Ziegelsteine aufgemauerte Wände und im Norden der Westwand eine aus Kalkstein eingesetzte, aber undekorierte Scheintür.
Nördliche Kultkammer: Maße ca 7 m × 80 cm. Diese Bereich entstand durch die Ausnutzung der Westwand der Mastaba D 205. Nicht ganz in der Mitte der Kultkammer, sondern etwas nördlich davon versetzt war ein kleine undekorierte Scheintür eingebaut

Serdab:
Kein.
Vielleicht diente die verschlossen L-förmige Kapelle und ihr Eingang im östlichen Kultbereich als Statuenkammern. Der Befund ist aber unsicher.
Grabschächte:

Insgesamt sechs Grabschächte:
Schacht 1: 4 m tief. Sie war oben aus Bruchsteinen aufgemauert und unten aus dem Fels gehauen. Kammer nach Süden, in der die Knochen der Bestattung verworfen herum lagen. Aufgebrochen vorgefunden.
Schacht 2: 6,5 m tief. Sie war oben aus Bruchsteinen aufgemauert und unten aus dem Fels gehauen. Eine Kammer nach Westen, die ebenfalls aufgebrochen war und in der die Knochen der Bestattung herum lagen. Auf halber Höhe des Schachtes war ein Ansatz zu einer weiteren Kammer erkennbar.
Schacht 3: Nicht tief. War vermutlich unvollendet geblieben.
Schacht 4: 3,5 m tief. Er hatte eine Kammer, die nach Westen ausgerichtet war und deren Verschluss (aus großen Steinen und Nilschlammmörtel) noch intakt vorgefunden wurde. Darin fand sich eine Bestattung in Hockerlage mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten und die Reste von Binden und Tüchern. Ansonsten fanden sich keine Beigaben.
Schacht 5: Fast 5 m tief. Er hatte eine nur grob ausgeführte Kammer nach Westen, die bereits beraubt war. Darin lagen verstreut die Knochen.
Schacht 6: Fast 8 m tief. Der Schacht war im oberen Bereich mit Bruchsteinen vermauert und bestand im unteren Abschnitt aus Ziegeln und war im abschließenden Teil nur aus dem Fels gehauen. Er hatte eine nach Süden ausgerichtete Kammer, die aber bereits aufgebrochen und leer gefunden wurde. Im Fußboden lag eine Sargvertiefung für eine Hockerleiche.

   
Heutiger Zustand: Die Mastaba ist zu großen Teilen versandet. Vgl. die Videoaufnahme von Peter Der Manuelian vom 24.03.2005 [PDM_02266 - http://www.gizapyramids.org]
   
Funde:

Keine Funde belegt.
Der auf Tgb. 1903, S. 121 erwähnt Fund eines weiblichen Statuenkopfes (Leipzig, ÄMU 2445) ist nach genaueren Recherchen entgegen der ergänzten Angabe [also bei D 206] im Tagebuch ("auf dem Gebiet südlich L (vgl. Plan Seite 111 [also bei D 206]") vermutlich eher dem Bereich um Mastaba D 207, also tatsächlich dem südlichen Bereich von D 206 zuzuordnen.

   
Photos:

Museum of Fine Arts, Boston: www.gizapyramids.org QTVR PDM_02266

   
Archivalien:

Tgb. 1903 [Original pdf] [Abschrift pdf]

S. 111:
S. 111
L1 Brunnen, in dem gestern die Skelettreste u. die hölzerne Kopfstütze gefunden wurden. Auf d. Grunde eine Kammer nach West mit Knochenresten.
S. 112: Brunnen a-e sind vorläufig so bezeichnet, da es noch nicht feststeht, zu welcher Mastaba sie gehören.
In a) Knochen gefunden;
b) noch nicht ausgeräumt;
c) nicht tief, mit Kammer.
d) Kammer nach W auf dem Grunde des Brunnen; war unberührt, der Eingang mit grossen Steinen u. Nilschlammmörtel verschlossen. In der Kammer kein Sand od. Schutt. Das Skelett liegt in „embryonaler“ Stellung, Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten gerichtet. Reste von Binden u. Tüchern. Keinerlei Beigaben. Ähnliche Skelette in gleicher Stellung hat Mace mehrfach in seinen Mastabas gefunden.
e) Kammer nach W; war vollständig verschlossen, aber mit Sand gefüllt, in dem die Knochen zerstreut lagen.
S. 116: […] Nahe an L [vgl. Plan Seite 111, was übrigens keine zusammenhängende Mastaba zu sein scheint, kommt im Süden eine Kammer zu Tage, deren Decke, natürlich schon erbrochen, in der Mitte durch einen Pfeiler, gestützt wird. (bezieht sich auf D 207/208) […]
S. 121: […]Bei der Arbeit des Achmed Muse in Mastaba Y aus einem Grabe gezogen
und auf eine neue Mastaba W gestoßen, 3 Bire traten hier zu Tage. Auf dem Gebiet südlich von L (vgl. Plan Seite 111)* [also bei D 206] wird der Kopf einer Kalksteinstatue gefunden. Frau, Hinterkopf fehlt, nur ein Stückchen der
Perücke noch vorhanden, Stirnschmuck so:
S. 122
Nase stark beschädigt.
Ebendort werden 2 Sockelstücke mit je einem Stück Fuß (Zehen) gefunden Farbenspuren vorhanden, ferner ein Stück Perücke einer Frauenstatue. Aus diesem Grund werden wir einstweilen an der bisherigen Stelle noch weiter graben. […]
S. 129: […] Um Mittag kommt Herr Mace um 1 von den Holzstatuen zu photographieren
und das Skelett im Brunnen (vgl. Übersichtsplan Seite [Lücke])
S. 133: […]
S. 133
S. 134: Da der westliche Teil dieser Arbeitsstelle noch nicht ganz vom Sand befreit ist, sind die Anordnungen der einzelnen Mauerzüge und ihre Zugehörigkeit bis jetzt nicht klar zu übersehen.
Ad L1 vgl. S. 111
L2 war unvollendet, oben aus Bruchsteinen bestehend, unten in den
Fels gehauen, etwa 5m.
L3 Kammer nach Osten, nur klein, so daß man vom Terain aus die Knochen liegen sieht. War noch unerbrochen; etwa 4 m tief. Im Brunnen Knochen noch nicht herausgenommen.
a. (vgl. Plan Seite 112) oben Bruchstein, unten aus dem Fels gehauen.
Grabkammer nach Westen, war schon erbrochen, Knochen im Sande zerstreut.
b. oben Bruchstein, unten aus dem Felsen gehauen. Kammer nach Westen, war schon erbrochen. Knochen im Sand zerstreut.
c. unvollendet
d. Schon früher erw.[ähnt] und geöffnet vgl. Seite 112.
Das unten befindliche Skelett hat Mr. Mace

S. 135: am letzten Sonnabend photographiert.
e. oben Felssteine und Nilschlamm, unten aus dem Fels gehauen. Schon früher von uns geöffnet, vgl. Seite 112.
f. Brunnen. Oben Felsstein, unten Fels. Sehr tiefe Kammer nach  (Lücke im Text)
g. Kammer. Oben Felsstein, unten in den Fels gehauen. Kammer nach Osten, war noch nicht erbrochen, Knochen im Sande zerstreut.
h. Bruchstein, unten der Schacht aus dem Fels gehauen. Kammer nach Osten, noch intakt. Gutes Skelett in „embryonaler“ Lage, noch nicht herausgenommen.
i. Bruchstein. Kammer nach Süden, war schon erbrochen, keine Knochen.
k. Kammer nach N. Schacht etwa 2 ½ m tief.
S. 135
Kammer liegt etwas höher als der Grund des Birs. Noch nicht erbrochen; und von uns bisher nicht geöffnet.
S. 136: l. Brunnen aus Bruchsteinen; nur 1,75 tief. Kammer nach W., war schon erbrochen. Keine Knochen.
m. Brunnen aus Bruchsteinen. 1m etwa tief. Kammer nach N. Schon erbrochen, keine  Knochen.
n. 1 ½ m tief. Kammer nach N. noch nicht erbrochen. Knochen eines Kindes, im Sande zerstreut.
o. Oben gut bearbeiteter Kalkstein, unten aus dem Fels gehauen, etwa 6-7m tief. Kleine Kammer nach S. enthält nichts, schon erbrochen.
p. noch nicht ausgegraben
q. unvollendet
r. noch nicht ausgegraben
s.
S. 165: Die Reinigung wird auf dem westlichen Platze bei O und nordöstlich davon fortgesetzt; ich nehme folgende Brunnen auf: a b g k l e c (vgl. hierzu die Skizze s. 133, 157, 163) e und c für die beiden Grabanbauten zwischen K und L, die auf den Plan S. 133 noch nicht benannt sind.
S. 165
Donnerstag, den 7. V. früh aufgenommen die Brunnen d e f n L1 L2 und L3 [vgl. den oben genannten Plan] n ist der nördlich von m liegenden Brunnen, der auf S. 163 noch nicht
bezeichnet ist; ist erst heute fertig ausgegraben. Er war schon erbrochen, Kammer westlich, sehr klein, kein vollständiges Skelett. Vgl. Figur Seite 166.
S. 196: […] Arbeit 1. Im Brunnen zwischen M und L, wird fertig, nicht tief, unvollendet,
ihn gleich aufgenommen, dann südlich (unmittelbar bei ihm ein neuer Brunnen, er reicht unter der dort an der Mauer befindliche Scheintür etwas hinunter. Sand von hier einfach in den unteren Bir geworfen. […]

Manuskript Hölscher [Original pdf]
D 206
Bl. Lgpln. Abb.
Photo:

D. 206 lehnt sich im norden an D. 205, ist eine grosse Anlage mit 2 Kultkammern, aber nach W. zu nicht vollständig freigelegt. Im Süden ist D. 207 gegengebaut.
D. 206 ist in die Zeit von Ne - woser - re oder früher zu setzen, wie sich aus D. 207 und 208 ergibt.
Vor der Ostseite liegt eine langgestreckte, z.T. noch mit Steinbalken überdeckte Kammer, die 2 kleine Scheintüren und dazwischen den Eingang zu einer inneren Kultkammer zeigt. Am Südende der langgestreckten Kammer eine ziemlich tiefe Nische.
Zur inneren Kammer gelangte man durch eine 1,6 m tiefe Tür, deren Leibungen ebenso wie die Kammer selber nur in Ziegelmaterial ausgeführt sind. Einen ebenso ärmlichen Eindruck macht die unbeschriebene Scheintür (aus Kalkstein) dieser inneren Kammer. Wahrscheinlich hat man für den Kultus auf die innere Kammer ganz verzichtet, denn die dahinführende Tür ist durch eine Scheintürplatte (gleichfalls unbeschrieben) geschlossen worden. Die toten Räume haben dann vielleicht als Serdab oder zu Bestattungen gedient. Auch in die langgestreckte Kultkammer waren sekundäre Begräbnisse eingebaut.
Die nördliche Kultkammer, die sich an D. 205 anschliesst, ist minderwertig gebaut und hat eine

D. 206. Fortsetzung

unbeschriebene Scheintür.
Soweit die Mastaba freigelegt ist, wurden 6 Schächte gefunden:
D. 206,1 4 m tief, Kammer nach S. erbrochen, Knochen zerstreut.
D. 206,2 6,5 m tief, Kammer nach W., wie vor. In halber Höhe Ansatz zu einer Kammer.
D. 206,3 nicht tief, anscheinend unvollendet geblieben.
D. 206,4 3,5 m tief, Kammer nach W., Verschluss intakt. Hocker, Kopf nach N., Gesicht nach O. Reste von Binden und Tüchern. Keine Beigaben.
D. 206,5 fast 5 m tief, rohe Kammer nach W., erbrochen, Knochen zerstreut.
D. 206,6 fast 8 m tief, Schacht oben in Bruchstein, darunter in Ziegeln gemauert, weiter unten im Fels ausgehauen. Kammer nach Süden, erbrochen, leer. Im Fussboden Sargertiefung für eine Hockerleiche.
D 206 gehört etwa in die Mitte der 5. Dynastie, s.o.

   
Anmerkungen: ßJ - Die Zuweisung der Mastaba an Jy-n=j erfolgte nur aufgrund des Statuenfundes(JE 36271) in einem sekundären Grabschacht (Schacht 1) zwischen Mastaba D 204 und D 205. Möglicherweise gehören aber zu diesem Grabbesitzer Jy-n=j noch weitere Funde, wie die Fragmente eines Opferreliefs (ÄMUL 3120 u. 3147) aus einer Kultkammer, das verworfen zwischen Mastaba D 203 und D 204 gefunden wurde. Da die Mastaba D 205 keine Kultkammer hat muss fraglich bleiben, ob die Mastaba wirklich Jy-n=j zuweisbar sein kann. [zurück]
   
Bibliographie:

- Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide [...] Frankfurt am Main - Bern etc., 1991, = MÄS, 2, S. 98f., Taf. 17.
Lehmann, Katja. Der Serdab in den Privatgräbern des Alten Reiches 1-3. Ph.D. Dissertation, Universität Heidelberg, 2000, Kat. G42.