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Diadem, Leipzig ÄMU 2500

ÄMUL 2500
Standort: Ägyptisches Museum der Universität Leipzig
Inv.-Nr.: 2500
Bezeichnung des Stückes: Diadem

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Mastaba D 208, Schacht 9, im Sarg
Erwerbung: Fundteilung 1905
Material: Kupfer, Holz, Blattgold
Maße: H. 5,4 cm; Dm. 21,5 cm
Datierung: 5.-6. Dynastie
Beschreibung:
Das Diadem wurde im Schacht 9 der Vorhalle der Mastaba D 208 (Nfr-jHjj) im Sarg auf Beckenhöhe liegend gefunden. Es lag verteilt über die drei Teile der Kopfstütze. Durch diese Fundlage wurde das Diadem bei seiner Auffindung und Teilung als Gürtel "ceinture" angesprochen. Die beckennahe Lage resultiert wohl daraus, dass beim Zerfall des Leichnams sowohl die Kopftstütze als auch das getragene Diadem aus ihrer ursprünglichen Lage rutschten. Zur Lage des Skeletts, insbesondere des Kopfes macht Steindorff keine Angaben und da auch der Bergungsversuch des Skeletts zumindest an der schlechten "Aufbewahrung" bis zur Verpackung, so dass sie unbrauchbar und nicht mehr mitgenommen wurden. (Vgl. Tgb. 1903, S. 202)
Erhaltungszustand:
Das Diadem ist mehrfach restauriert worden. Nur eines (das mittlere) der drei Rosetten ist im Original erhalten - die beiden anderen sind moderne Ergänzung. In der Literatur wird mitunter von zwei erhaltenen Rosetten gesprochen (s. Dunham oder Gauthier-Laurent), was vermutlich auf einen Erinnerungsfehler Steindorffs beruht (vgl. Korrespondenz Boston) aber vom originalen Fundbericht nicht unterstützt wird.
Darstellung und Text:
 

Das Diadem besteht aus einem ca. 5,4 cm breiten Kupferreif, der mit Blattgold überzogen war. An ihm war mittels eines kupfernen Steges, vorne eine hölzerne Rosette befestigt. Diese ist stuckiert und war entweder auch mit Blattgold überzogen oder bemalt. Sie zeigt seitlich und nach unten gruppierend um die Mitte drei jeweils im rechten Winkel zueinander stehende, geöffnete Papyrusdolden. Oben steht in der Mitte ein onX-Zeichen und daneben hocken auf den abgeknickten Papyrusdolden jeweis nach außen gerichtet zwei Ibis-Vögel (Schopfibis - Lophotibis cristata). Die Rosetten an den Seiten waren verloren - nur die kupfernen Stege zu ihrer Befestigung haben sich erhalten. Das Diadem wird so ergänzt, dass alle drei Rosetten gleich gestaltet sind.

Kommentar:
  Die Kombination der geöffneten Papyrus-Dolden mit der Darstellung des Schopfibis und dem onX-Zeichen verweisen das Diadem in den Bereich des Regenerationsgedankens und der Seligkeit der Verstorbenen.
Ob das Diadem nur für die Grabausstattung gefertigt wurde oder bei besonderen Anlässen zu Lebzeiten getragen wurde lässt sich mit Sicherheit nicht feststellen.
Technische Angaben:



Geschichte des Stückes:
Das Diadem wurde bei der Grabungskampagne 1903 neben anderen Beigaben im Sarg gefunden. Kam aber erst in der darauffolgenden Kampagne 1905 zur Fundteilung.
zugehörige Objekte:
  Grabschacht 9 in der Pfeilerhalle:
- Weibliches Skelett (geborgen aber durch schlechte Aufbewahrung auf der Grabung bereits zerstört).
- Siegelabrollung auf einem Krugverschluss mit Namen des Nj-wsr-Ro(.w) (Leipzig, ÄMU 3774 - Kriegsverlust).
- Zwei Bierkrüge (eventuell Leipzig, ÄMU 2543, 2544-2545 (Kriegsverlust) oder 2546).
- Knochen von Opfergaben - Schenkelstücke und Vogelknochen.
- Ein kompletter Satz von Miniatur-Gefäßen aus Kalzit-Alabaster:
69 kleine Opferschälchen (Hildesheim, PM 421h-x und Leipzig, ÄMU 2447-2462 und 2477, der Rest im Ägyptischen Museum Kairo, Inv.-Nr. unbekannt), 6 zylindrische Scheingefäße für Öl (Hildesheim, PM 421f-g und Leipzig, ÄMU 2470-2472, das letzte im Ägyptischen Museum Kairo, Inv.-Nr. unbekannt), 6 Wasserscheingefäße (Hildesheim PM 421c-e und Leipzig, ÄMU 2467-2469), 4 Miniatur-Weinkrüge (Hildesheim, PM 421a-b und Leipzig, ÄMU 2473-2474) und 2 Henkelkrüge (vermutlich Ägyptisches Museum Kairo, Inv.-Nr. unbekannt), 1 Waschgefäß (vermutlich Ägyptisches Museum Kairo, Inv.-Nr. unbekannt) und eine Schale aus Kalkstein (vermutlich Ägyptisches Museum Kairo, Inv.-Nr. unbekannt).
- Gefäße aus Kupfer (Schale - Leipzig, ÄMU 2168; Gefäß mit Rundboden - Leipzig, ÄMU 2164 und darin ein kleineres Gefäß - Leipzig, ÄMU 2165).
- Werkzeuge aus Kupfer (Leipzig, ÄMU 2106, 2110-2111, 2116, 2129, 2596-2597, Hildesheim PM 2730-2732).
- Kopfstütze aus Kalkstein (Leipzig, ÄMU 2483).
- Vier Stockbeschläge aus Kupfer mit Blattgoldüberzug (Leipzig, ÄMU 2136-2137 und Hildesheim, PM 2743-2744).
- Schwarze, grüne, blaue Perlen eines Halsbandes mit Schnellkäfern "click-beetle" (Leipzig, ÄMU 3770) und 7 metallene Zwischenglieder (Leipzig, ÄMU 2190 (1-4) und Hildesheim, PM 2737-2739).
Bibliographie:
  - Dunham, Dows: An Egyptian diadem of the Old Kingdom, in: BMFA 44 (1946), S. 23-29.
- Gauthier-Laurent, M., Couronnes d'orfèvrerie à bandeau de soutien de l'Ancien Empire, RdE 8 (1951), S. 79-90.
- Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig. Renate Krauspe (Hrsg.), Mainz am Rhein, Verlag Philipp von Zabern, 1997 = Zaberns Bildbande zur Archäologie / Sonderhefte der Antiken Welt. S. 47.
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 116.
Literatur:
Keimer, Ludwig, Interprétation de plusieurs représentations anciennes d'ibis, in: CdE XXIX, N° 58 (1954), S. 237-250; addendum in: CdE XXX, N° 59 (1955), S. 46.
   
Photos:

   
   
Archivalien:  

Tgb. 1903: [Original pdf] [Abschrift pdf]

S. 179: Bindungsmittel, in dem senkrechten Teil, zu diesem Zweck 2 Zapfen, die in 2 Löcher der horizontalen Stücke greifen. Außerdem die senkrechte Stütze mit Kanneluren
versehen, vgl. Aufsicht.
S. 179
vermutlich diese Kopfstütze aus ihrer ursprünglichen Lage gerollt. – Auf den 3 Stücken dieser Kopfstütze befindet sich ein stark oxydierter Metallgürtel [                           ] in 2 Stücke gebrochen
S. 179
l y z Metallstifte von dieser  Form:S. 179 jedenfalls befand sich auf sicher allen 3 Stiften ursprünglich eine rosettenartige

S. 180: Verzierung, und die eine bei y noch vorhanden und an ihrer Stelle tadellos erhalten [an der Vorderseite des Gürtels] die hintere Seite des Gürtels schmaler als die vordere [vgl. Fig]
S. 180
der ganze Gürtel war ursprünglich aus Eisen mit Blattgold belegt, jetzt am Gürtel selbst noch erhebliche Teile dieser erhalten, teilweise lag das Blattgold in kleinen Stückchen im Kalksteinstaub am Boden des Sarges. Die Rosette aus feinem Holz gearbeitet, das noch ganz fest ist.
S. 180
|||||| ausgeschnitten
= Metallnagel
Auf dieser Holzplatte noch Reste von weißer Farbe. An derselben Stelle befinden sich 4 kleine Metallgefäße; eine Metallfigur [siehe Figur 181 unten]

S. 181: und ein stielartiges Stück
S. 181


Tgb. 1905
[Original pdf] [Abschrift pdf]

S. 147: […] Von dem Gürtel (ceinture), der 1903 gefunden ist, sprech ich in Gegenwart E. Brugsch’s zu M[aspero]. Er wird nicht beansprucht. Die 2 im Frühling 1904 gefundenen Granitfiguren erhalte ich. […]

Unterlagen / Briefwechsel im MFA Boston
[Akte Steindorff 1944/45]:


Brief vom 23.10.1945      Steindorff an Dows Dunham
Zuerst will ich Deine Frage wegen des Diadems, das ich 1923 [sic- Anm. Verf.] in Giza gefunden habe, beantworten. Vielmehr als das was Schäfer darüber gesagt hat, kann auch ich von hier aus nicht sagen. Es ist außer bei Schäfer unpubliziert, da ich (leider!) überhaupt über die Mastaba-Gabungen 1903-05 nichts veröffentlicht habe. Der Kupferreif ist mit einem sehr dünnen Goldbelag überzogen. Von den reizenden Holzrosetten sind nur 2 erhalten, die dritte ist ergänzt. Schäfers Angabe „vergoldetes Holz“ ist unrichtig. Die Rosetten sind farbig, „painted stucco“, wie die Eurige; wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, ist Gold bei Ihnen nicht verwendet. Außer der 3, Dir bekannten Diademen kenne ich kein anderes; als Parallele wäre nur das reicher ornamentierte der Prinzessin Nofret, auf der Statue in Kairo, zu nennen. Genaues über die Datierung des Leipziger Exemplars kann ich nicht angeben, da meine Notizen von Wolf beschlagnahmt worden sind; 4. Dyn. (oder Anfang der 5.ten) ist gewiß richtig. Die Diademe sind von der schönen Einfachheit, die für die Kleinkunst der ersten Hälfte des A. Reichs charakteristisch ist. Die Vögel in den Rosetten sind der #X-Vogel, crested ibis, Gardiners sign list p. 460, No. 25. Das ist alles, was ich sagen kann, das Meiste davon wirst Du schon wissen.

Brief vom 14.11.1945      Steindorff an Dows Dunham
Mit großer Freude habe ich Deinen Aufsatz über das Diadem gelesen. Ich finde ihn ausgezeichnet, sowohl in der kunsthistorischen Würdigung eines wichtigen Stückes, als auch in der technischen Beschreibung. Vergeblich habe ich nach eine Fehler gesucht, den ich Dir anzumerken hätte. Du bist doch einverstanden, daß ich dein Manuskript behalte. Hoffentlich folgt bald der Druck.

Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906
Blaupausen Mastaba D 200-214
Querschnitte D 208
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