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PM 1574

PM 1574
Standort: Pelizaeus Museum
Inv.-Nr. 1574
Bezeichnung des Stückes: Statue eines schreitenden Mannes

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Zwergmastaba des Hetepi, Sargkammer
siehe Fundkontext
Erwerbung: Fundteilung 1903
Material: Holz mit Resten von Farbe (Fassung heute nicht mehr erhalten)
Maße: H. 39,5 cm; B. 10,7 cm; T. 7,0 cm
Datierung: späte 6. Dynastie (Merenre / Pepi II.) nach Harvey, Wooden statues
Beschreibung:
Beim Auffinden der Statue war das Holz bereits sehr vermorscht und in Einzelteile zerfallen. Die mit Zapfen angesetzen Arme waren ebenso abgebrochen wie die Beine Unterhalb der Oberschenkel. Es hat sich von den Beinen nur ein Rest des linken Fußes erhalten. Von den angesetzen Armen gibt es heute nur noch drei Fragmente - also deutlich weniger als noch bei seiner Auffindung vgl. Photo N-ÄMUL 8211, das die Statue noch vor ihrer Paraffinierung zeigt. Fehlend sind ebenfalls die Vorderseite des linken Knies und Teile der rechten Oberkörperhälfte. Das Holz der Statue ist in sich sehr stark verzogen und rissig und war bei der Auffindung bereits auseinandergebrochen und musste neu zusammengefügt werden, so dass die Statue modern auf einen Holzplatte aufgeleimt worden ist, um sie zu festigen und die Bruchstücke zusammenzuhalten.
Ob es Farbreste gegeben hat lässt sich nicht mehr nachprüfen, da das Holz kurz nach der Bergung bereits zur Stabilisierung paraffiniert wurde. Dieser Vorgang hat die Zellstruktur nachhaltig verändert und die schwarze Färbung des Holzes hervorgerufen, so dass auch keine Bestimmung der Holzart mehr vorgenommen werden kann. Allerdings könnte die Helligkeit und Struktur, die noch auf dem Grabungsphoto vor der Paraffinierung zu erkennen ist auf ein Sykomorenholz verweisen.
Erhaltungszustand:
Der heutige Erhaltungszustand entspricht nicht oder nur teilweise dem Zustand des Stückes bei seiner Auffindung 1903. Vgl. Photo N-ÄMUL 8211.
Die Statue wurde aufgrund ihres brüchigen, fragilen Zustand bereits am 27.04.1903 von Georg Möller auf der Grabung mit Paraffin getränkt. Eventuell ist sie mit PM 1572 zusammen, bei einer notwendigen Nachpräparierung 1923, erneut mit Paraffin getränkt worden.
Darstellung und Text:
  Die Holzstatue eines Mannes ist schreitend mit dem linken Bein vorgesetzt dargestellt. Beide Arme waren freistehend gearbeitet und mit Zapfen angesetzt. Dem Grabungsphoto zu entnehmen war der rechte Arm entlang des Körpers nach unten geführt und zur Faust geballt. Unklar ist aufgrund des heutigen Erhaltungszustandes und der Fundbeschreibung 1903, ob die Faust eventuell durchbrochen gearbeitet war, um noch einen Szepter aufzumnehmen. Der linke Arm war angewinkelt und könnte eventuell einen Stab gehalten haben. [Vgl. dazu die Holzstatuen Kopenhagen, ÆIN 1560 (mit geballter rechter Faust und Stab in der linken Hand) bzw. Kairo, JE 46992 (mit Szepter in der rechten Hand und Stab in der linken)- Harpur, Wooden Statues,A 48 und A 46]
Der Mann trägt einen Galaschurz mit Gürtel und Knoten und eine die Ohren bedeckende Löckchenperücke. Der Körper ist sehr schmal und zeigt trotz des schlechten Erhaltungszustandes noch die Ausführung der Muskelpartien aus Brust und Bauch. Das schmale, in sich etwas verzogene Gesicht, zeigt modellierte Augenbrauen und Augen, sowie markant gestaltete Lippen. Deutlich erkennbar sind auch noch die Wangenpartie und die ausgeprägten Nasolabialfalten. Die geradeaus blickenden Augen laufen in einem spitzenwinkel zur Nasenpartie hin aus.
Kein Fußbrett erhalten und daher auch keine Beschriftung.
Kommentar:
  Die Statue wurde zusammen mit drei weiteren Holzstatuen (ÄM, Kairo Inv.-Nr. unbekannt, PM 1572 und ÄMUL 2688 - Kriegsverlust) in der Sargkammer an der Norwand entlang angelehnt, aufgestellt gefunden. Die Sitte Statuen in der Sargkammer aufzustellen wird erst ab der 6. Dynastie üblich und wird mit geänderten Jenseitsvorstellungen bzw. bei kleineren Mastabaanlagen mit den beschränkten finanziellen Verhältnissen ihrer Besitzer begründet. (Vgl. dazu Junker, Giza VII, S. 124f.) Bemerkenswert ist allerdings der Umstand, dass es sich bei den Statuen in der Sargkammer häufig um Holzfiguren handelte, z.B. bei %wfw-snb I, Ro-wr II aber auch Mry-Ro-H#-jS.t=f aus Sedment.
Zu der Statue gehören noch vier Fragment, davon sind drei Reste der Arme und ein Fragment vom vorderen Teil des linken Fußes, an dem sich nur noch die 1. Zehe erhalten hat.
Technische Angaben:

Maße:
Länge des gesondert gearbeiteten Fußfragmentes: 5,4 cm.
Breite des gesondert gearbeiteten Fußfragmentes: 3,0 cm.
Höhe des gesondert gearbeiteten Fußfragmentes: 2,1 cm.
Länge der Armfragmente:
Fragment 1: 5,2 cm.
Fragment 2: 6,4 cm.
Fragment 3: 10,2 cm
Gesondert gearbeitet und mit Zapfen angesetzt waren die beiden Arme und das Fußfragment.
Steindorff erwähnt im Tagebuchvon 1903, S. 95, dass alle vier Holzfiguren Reste von Farbe aufweisen.

Geschichte des Stückes:
Die Statue wurde zusammen mit drei weiteren Standfiguren (zwei männlichen - PM 1572 und ÄMUL 2688 (Kriegsverlust)) und einer weiblichen Statue (ÄM Kairo, Inv.-Nr. unbekannt) bei der Grabung 1903 gefunden. Die Figur gelangte, wie auch PM 1572 durch Fundteilung in den Besitz Pelizaeus, der sie dann noch im gleichen Jahr dem Museum schenkte (vgl. Bericht des Museumsvereins ... vom 1. Januar 1902 bis 31. Dezember 1906, S. 17 und S. 51-52.)
zugehörige Objekte:
  Die Holzstatuen: PM 1572; ÄMUL 2688 (Kriegsverlust) und ÄM, Kairo, Inv.-Nr. unbekannt)
Die Reliefbruchstücke: ÄM, Kairo JE 57135 und JE 57164; eventuell noch ein weiterer Block entweder noch in situ oder ÄM, Kairo Inv.-Nr. unbekannt.
Schälchen, Becher, Bruchstücke von Mörteltöpfen - Verbleib unbekannt.
Scheintür des Otpj und rohes Relief auf der Norwand - in situ verblieben.
Bibliographie:
  - Bericht des Museumsvereins für Kunde der Natur und der Kunst im Fürstenthum Hildesheim und der Stadt Goslar vom 1. Januar 1902 bis 31. Dezember 1906, Hildesheim 1907, S. 17, S. 51f.
- Corpus antiquitatum aegyptiacarum. Lose-Blatt-Katalog ägyptischer Altertümer. Pelizaeus-Museum. Hildesheim. Lieferung 4 = Eva Martin-Pardey, Plastik des Alten Reiches, Teil 2, Mainz/Rhein, Verlag Philipp von Zabern, 1978, S. 4,19-24.
- Harvey, Julia, Wooden Statuettes of the Old Kingdom, Leiden 2001 = EM 2, S. 68, 216f.
- Kayser, Hans, Die ägyptischen Altertümer im Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim. Hildesheim, 1973 = Pelizaeus-Museum zu Hildesheim/Wiss. Veröffentlichung, 8, S. 47, Abb. 23.
- Krauspe, Renate, Statuen und Statuetten, Mainz, 1997 = Katalog Ägyptischer Sammlungen in Leipzig, 1, S. 122f.
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 117.
Literatur:
- Harvey, Julia, Wooden Statuettes of the Old Kingdom, Leiden 2001 = EM 2.
   
Photos:
N-ÄMUL 8211a

   
Archivalien:  

Tagebuch Steindorff 1903,
S. 91: [...] Ausserdem wird der Mastaba-Bau hinter der kleinen Scheintür des „Königspriesters u. Propheten des Cheops Hetpj“ gesäubert. Hinter d. Scheintür ein mit Quadern nach N. zu ummauerter u. mit Ziegeln hintermauerte Brunnen. Auf den Quadern der N-Seite rohe Darstellungen: r. der Verstorbene sitzend, davor geschlachtetes Rind, bierbrauende Frauen. Der Brunnen wird geleert: im Schutt eine grosse Menge von Schälchen
S. 92: u. Becherchen, Bruchstücke von Mörteltöpfen u. anderen Gefässen des alten Reiches. Die kleinen Miniatur-Töpferwaren gewöhnl. in den Brunnen u. Kammern oder im Sande vor d. Mastabas gefunden. – Nachmittag kommt Newberry. Er fällt in d. Kammer mit den Stuckreliefs, zum Glück ohne sich zu verletzen. Zum Thee kommt u.a. Hofrat Schuchhardt, der Linguist aus Graz. Abends zum Essen bei Mace. Dann noch geschrieben. Wunderbare Vollmondnacht.
Sonnabend, 11. April.
Um 6 aufgerufen. Völz übernimmt die Aufsicht, ich photographiere. Der Brunnen der kleinen Mastaba des Hetepi, dessen Räumung gestern begonnen wurde, führt unten – nördlich zu einer Kammer, deren Zugang mit 2
S. 93: grossen Kalksteinblöcken geschlossen ist.
S. 93
An d. Nordwand lehnen vier Holzfiguren und zwar von O. aus: 1) stehende Frau 2) sitzender Mann 3) stehender Mann 4) kleiner stehender Mann. Die Figuren sehr brüchig, das Holz ganz weich; das Fussbrett von 3 und 4 ganz zerfallen, ebenfalls die Füsse. 1 und 3 sind verhältnismässig am besten erhalten; die Arme von 1 ganz lose. Die Freude über diesen schönen Fund wird leider durch die schlechte Erhaltung der Figuren schnell getrübt.
– Die Kammer ist in den Fels gehauen. In ihrer westlichen Hälfte befindet sich der Sarg. Sein Unterteil ist aus dem Fels herausgehauen; der Deckel besteht aus einem
S. 94: besonderem Stück; die Fugen sind mit Nilschlamm verschmiert. Doch sieht man durch eine schmale Spalte, dass der Sarg noch das Skelett enthält. – Aus dem Menahaus u. unseren Vorräten wurden Körbe, Kisten u. Packmaterial herbeigeschafft u. die Figuren mit grosser Sorgfalt verpackt. Um 12 h sind alle in meinem Schlafzimmer untergebracht.

1) Stehende Frau; kurze Perücke, in der Mitte gescheitelt, die gewöhnliche Frauenfrisur der 5. Dyn. Unter ihr kommen an d. Stirn d. Löckchen hervor. Die Arme hängen herab. Langes, eng anschliessendes Kleid. Die Füsse stehen in einer Linie. Rest von Bemalung (Armbänder, Halskette). Auf dem Fussbrett steht: S. 94, also die Mutter des Toten. H. 60 cm.
S. 95: 2) Sitzender Mann (der Verstorbene).In der Mitte gescheitelte Strähnenperücke, die die Ohren verdeckt. Kurzer Schurz. Die r. Hand liegt geballt, die l. ausgestreckt auf d. Knie. Auf dem würfelförmigen Sockel steht rechts:
S. 95_1H. ca. 35 cm.
3) Stehender Mann; kurze, die Ohren verdeckende Löckchenperücke; kurzer  Schurz. Die Arme hängen herab. H. 60-70 cm.4) Stehender Mann; kurze, die Ohren bedeckende Löckchenperücke; kurzer Schurz.
S. 95_2
Der r. Fuss vorgesetzt. Die Arme hängen herab; die l. Hand hielt wohl ein Scepter. H. ca 50 cm. Sehr zerbrochen. – Alle Figuren zeigen Farbspuren.
S. 114: [...] Nachmittag kommt Pelizaeus u. der Chemiker Prof. Schmidt aus Cairo, der sich die Holzstatuen ansieht. Er will Versuche für die Conservierung des Holzes machen. Ich fahre mit den Herren bis Gise.
S. 129: [...] Um Mittag kommt Herr Mace um 1 von den Holzstatuen zu photographieren
und das Skelett im Brunnen (vgl. Übersichtsplan Seite )
S. 130: St’s Onkel, und Weckels. Später gehe ich zu Mace zum Abendessen. Dort sind Proben von Holzconservierung mit Hilfe Paraffin geschehen, und mich überzeugt, dass das weiche, morsche Holzreste sind. – [...]
S. 137: [...] – Nachmittag fängt Möller an, die Holzfiguren des Hetpj mit heissem Paraffin zu tränken; sie werden sehr gut u. fest u. es ist
S. 138: Hoffnung, sie zu konservieren. [...]
S. 160: Montag, 4. Mai.
Um ½ 6 aufgestanden, um 6 kommt Quibell zur Teilung. Wir frühstücken erst vor dem Hause u. gehen dann an das schwere Geschäft. Meiner dringenden Bitte, dass ich die beiden vollständigen Statuengruppen haben müsse giebt Q. nach. Er nimmt dafür für das Museum den Denkstein des Vesj, die Gruppe ohne Köpfe, den doppelten Holzsarg, die grosse Holzfigur einer Frau aus d. Grabe des Hetpi und 7 von den Steinen mit Inschriften
u. Reliefs (No. 1.9.10.14.15.17.13 des Fundjournals). Der Rest verbleibt uns. Wir nehmen ein Protokoll auf, das vor uns beiden unterzeichnet wird. Betreffs der Kammer des Uhemka wünscht Maspero entweder sie an Ort u. Stelle zu belassen und den Touristen zugänglich zu machen oder sie – natürlich für einen anständigen Preis an mich zu verkaufen. Ich werde  darüber noch mit Maspero unterhandeln. Gegen 10 geht Quibell.

Institut für Holzforschung, Universität München: [pdf]
Holzartenbestimmung: Institut für Holzforschung, Universität München
vgl. Bericht vom 23.9.77
PM 1574 stehende Figur
Befund: wie 1572!
Befund: Kein Ebenholz. Eine weitere Bestimmung ist jedoch
aufgrund des stark zerfallenen Holzes nicht möglich.

 

 

Inventarbuch Pelizaeus-Museum: [pdf]

Nummer
Gegenstand
Material u. Zustand
Herkunft
Maß
Bemerkungen
1574 Statue eines schreitenden Mannes im Knieschurz mit gefälteltem Überschlag. Löckchenperücke, die Ohren bedeckend, unten gerade abgeschnitten. Beine utnerhalb der Knie weggebrochen. Die Arme waren aus besonderem Stück gearbeitet und durch Zapfen gehalten.
Ende AR? MR?
Sykomorenholz, Oberfläche rissig und zersprungen.


Vier einzelne Stücke noch vorhanden (davon 1 Fuss, 1 Hand)
Kauf s. 1573

[Kauf Pelizaeus zus. mnit Nr. 1574 und im Jahre 1903 dem Roemer-Museum geschenkt.
(s. Tagebuch Geschenke u. Erw. d. Roemer-Mus. ab. 1.6.1894, S. 48)]
H. 39,5 cm Die Statue und die 4 Stücke sind mit Paraffin getränkt
[Photo]



Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906 - [pdf]
Blaupausen Mastaba D 200-214 - [pdf]
Fundkontext des Hetepi