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PM 1572

PM 1572
Standort: Pelizaeus Museum
Inv.-Nr. 1572
Bezeichnung des Stückes: Sitzende Statue des Hetepi

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Zwergmastaba des Hetepi
siehe Fundkontext
Erwerbung: Fundteilung 1903
Material: Holz mit Resten von Farbe (Fassung heute nicht mehr erhalten)
Maße: H. 28,2 cm; B. 10,3 cm; T. 15,5 cm
Datierung: späte 6. Dynastie (Merenre / Pepi II.) nach Harvey, Wooden statues
Beschreibung:
Beim Auffinden der Statue war das Holz bereits sehr vermorscht und brüchig und wies erhebliche Risse auf. Es ist zudem im Bereich der Sitzfläche stark verzogen. Fehlend sind die rechte Hand, Teile des linken Fußes und der Basis, sowie die untere Hälfte des Sitzes. Ein breiter Riss zieht sich über die linke Seite der Perücke, von der dadurch auch ein Stück fehlt über den Hals bis zum rechten Schulterblatt. Die kleine Sitzfigur ist aus einem Stück gearbeitet. Rest von Bemalung werden im Tagebuch von 1903 nicht erwähnt und lassen sich auch auf dem Grabungsphoto von nicht ausmachen. Ob es Farbreste gegeben hat lässt sich nicht mehr nachprüfen, da das Holz kurz nach der Bergung bereits zur Stabilisierung paraffiniert wurde. Dieser Vorgang hat die Zellstruktur nachhaltig verändert und die schwarze Färbung des Holzes hervorgerufen, so dass auch keine Bestimmung der Holzart mehr vorgenommen werden kann. Allerdings könnte die Helligkeit und Struktur, die noch auf dem Grabungsphoto vor der Paraffinierung zu erkennen ist auf ein Sykomorenholz verweisen, es ist auf jeden Fall kein Ebenholz, wie es öfter vermutet wurde.
Erhaltungszustand:
Der heutige Erhaltungszustand entspricht nicht oder nur teilweise dem Zustand des Stückes bei seiner Auffindung 1903.
Die Statue wurde aufgrund ihres brüchigen, fragilen Zustand bereits am 27.04.1903 von Georg Möller auf der Grabung mit Paraffin getränkt. Durch Feuchtigkeitseinwirkung war sie 1909 komplett in unzählige Stücke zusammengefallen und von Friedrich Kisch wieder zusammengesetzt worden. Bei einer notwendigen Nachpräparierung 1923 wurde sie erneut mit Paraffin getränkt.
Darstellung und Text:
  Hetepi sitzt mit leicht nach vorn geneigtem Kopf auf einem würfelförmigen Stuhl. Seine linke Hand liegt flach auf dem Knie auf, während die abgebrochene rechte Hand, zur stehenden Faust geballt war, wie noch am Verlauf des Unterarmknochens erkennbar ist. Beide Arme liegen eng am Körper an und sind durch durchlaufende Stege mit ihm verbunden. Am Körper kann man trotz der starken Beschädigungen noch die Herausarbeitung der Muskelpartien, z.B. an den Armen, den Beinen oder am Oberkörper erkennen. Die Modellierung der einzelnen Gesichtspartien, wie die Augenbrauen, der Übergang vom reliefierten Oberlid zum Auge und zum Unterlid, wie auch die markant gestaltete Mundpartie und Wangenknochen waren sehr fein und sorgfältig. Ebenfalls lässt sich an Handen und Füßen noch erkennen, dass die Nägel reliefiert waren. Hetepi trägt eine halblange Strähnenperücke und einen Galaschurz mit Gürtelknoten.
Text:
Auf beiden Stuhlseiten finden sich Inschriftenreste:
Linke Seite / rechte Seite:
wob-nzw Otpj
Glyphen
Es sei daraufhingewiesen, dass es sich bei der obigen Abbildung um eine Rekonstruktion des heutigen Objektzustandes mit Standard-Hieroglyphen handelt und nicht um eine Umzeichnung.
Die Inschrift ist nur schlecht erhalten, zeigt aber auf beiden Seiten noch deutlich die Reste des Namens und Titels des Verstorbenen.
Kommentar:
  Die Statue wurde zusammen mit drei weiteren Holzstatuen (ÄM, Kairo Inv.-Nr. unbekannt, PM 1574 und ÄMUL 2688 - Kriegsverlust) in der Sargkammer an der Norwand entlang angelehnt, aufgestellt gefunden. Die Sitte Statuen in der Sargkammer aufzustellen wird erst ab der 6. Dynastie üblich und wird mit geänderten Jenseitsvorstellungen bzw. bei kleineren Mastabaanlagen mit den beschränkten finanziellen Verhältnissen ihrer Besitzer begründet. (Vgl. dazu Junker, Giza VII, S. 124f.) Bemerkenswert ist allerdings der Umstand, dass es sich bei den Statuen in der Sargkammer häufig um Holzfiguren handelte, z.B. bei %wfw-snb I, Ro-wr II aber auch Mry-Ro-H#-jS.t=f aus Sedment.
Der Typus der Sitzfigur ist bei Holzfiguren seltener belegt. Weiter Sitzfiguren aus Holz sind z.B. New York, MMA 26.9.3 und 26.2.6, Neuchâtel, Eg. 329 (Kairo, CG 380) aus Saqqara; Kairo, CG 513 und CG 517 aus Dahschur; und Kairo, CG 148 sowie Turin, S. 1216 Herkunft unbekannt - vgl. dazu Harpur, Wooden statues.
Die Lesung des Namens Otpj gilt als sicher - zwar kann das j am Ende des Namens, ab dem späten AR als Determinativersatz, für die Hieroglyphe A1 angesehen werden (siehe dazu CAA 4,12), liegt hier im konkreten Fall jedoch nicht vor, da auf der Scheintür der Name ebenfalls Otpj geschrieben und zudem mit dem sitzenden Grabherrn determiniert wurde und eine Dittographie ist hier nicht zu erwarten.
Technische Angaben:

Maße:
Höhe des Sitzes, vorn: 11,3 cm.
Tiefe des Sitzes, links: 7,0 cm.
Höhe der Basis: 3,4 cm.
Steindorff erwähnt im Tagebuchvon 1903, S. 95, dass alle vier Holzfiguren Reste von Farbe aufweisen.

Geschichte des Stückes:
Die Statue wurde zusammen mit drei weiteren Standfiguren (zwei männlichen - PM 1574 und ÄMUL 2688 (Kriegsverlust)) und einer weiblichen Statue (ÄM Kairo, Inv.-Nr. unbekannt) bei der Grabung 1903 gefunden. Die Figur gelangte, wie auch PM 1574 durch Fundteilung in den Besitz Pelizaeus, der sie dann noch im gleichen Jahr dem Museum schenkte (vgl. Bericht des Museumsvereins ... vom 1. Januar 1902 bis 31. Dezember 1906, S. 17 und S. 51-52.
zugehörige Objekte:
  Die Holzstatuen: PM 1574; ÄMUL 2688 (Kriegsverlust) und ÄM, Kairo, Inv.-Nr. unbekannt)
Die Reliefbruchstücke: ÄM, Kairo JE 57135 und JE 57164; eventuell noch ein weiterer Block in situ verblieben oder ÄM, Kairo Inv.-Nr. unbekannt.
Schälchen, Becher, Bruchstücke von Mörteltöpfen - Verbleib unbekannt.
Scheintür des Otpj und rohes Relief auf der Norwand - in situ verblieben.
Bibliographie:
  - Bericht des Museumsvereins für Kunde der Natur und der Kunst im Fürstenthum Hildesheim und der Stadt Goslar vom 1. Januar 1902 bis 31. Dezember 1906, Hildesheim 1907, S. 17, S. 51f.
- Corpus antiquitatum aegyptiacarum. Lose-Blatt-Katalog ägyptischer Altertümer. Pelizaeus-Museum. Hildesheim. Lieferung 4 = Eva Martin-Pardey, Plastik des Alten Reiches, Teil 2, Mainz/Rhein, Verlag Philipp von Zabern, 1978, S. 4,11-18.
- Harvey, Julia, Wooden Statuettes of the Old Kingdom, Leiden 2001 = EM 2, S. 68, 214f.
- Kayser, Hans, Die ägyptischen Altertümer im Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim. Hildesheim, 1973 = Pelizaeus-Museum zu Hildesheim/Wiss. Veröffentlichung, 8, S. 47, Abb. 23.
- Krauspe, Renate, Statuen und Statuetten, Mainz, 1997 = Katalog Ägyptischer Sammlungen in Leipzig, 1, S. 122f.
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 117.
Literatur:
- Harvey, Julia, Wooden Statuettes of the Old Kingdom, Leiden 2001 = EM 2.
   
Photos:
   
Archivalien:  

Tagebuch Steindorff 1903,
S. 91: [...] Ausserdem wird der Mastaba-Bau hinter der kleinen Scheintür des „Königspriesters u. Propheten des Cheops Hetpj“ gesäubert. Hinter d. Scheintür ein mit Quadern nach N. zu ummauerter u. mit Ziegeln hintermauerte Brunnen. Auf den Quadern der N-Seite rohe Darstellungen: r. der Verstorbene sitzend, davor geschlachtetes Rind, bierbrauende Frauen. Der Brunnen wird geleert: im Schutt eine grosse Menge von Schälchen
S. 92: u. Becherchen, Bruchstücke von Mörteltöpfen u. anderen Gefässen des alten Reiches. Die kleinen Miniatur-Töpferwaren gewöhnl. in den Brunnen u. Kammern oder im Sande vor d. Mastabas gefunden. – Nachmittag kommt Newberry. Er fällt in d. Kammer mit den Stuckreliefs, zum Glück ohne sich zu verletzen. Zum Thee kommt u.a. Hofrat Schuchhardt, der Linguist aus Graz. Abends zum Essen bei Mace. Dann noch geschrieben. Wunderbare Vollmondnacht.
Sonnabend, 11. April.
Um 6 aufgerufen. Völz übernimmt die Aufsicht, ich photographiere. Der Brunnen der kleinen Mastaba des Hetepi, dessen Räumung gestern begonnen wurde, führt unten – nördlich zu einer Kammer, deren Zugang mit 2
S. 93: grossen Kalksteinblöcken geschlossen ist.
S. 93
An d. Nordwand lehnen vier Holzfiguren und zwar von O. aus: 1) stehende Frau 2) sitzender Mann 3) stehender Mann 4) kleiner stehender Mann. Die Figuren sehr brüchig, das Holz ganz weich; das Fussbrett von 3 und 4 ganz zerfallen, ebenfalls die Füsse. 1 und 3 sind verhältnismässig am besten erhalten; die Arme von 1 ganz lose. Die Freude über diesen schönen Fund wird leider durch die schlechte Erhaltung der Figuren schnell getrübt.
– Die Kammer ist in den Fels gehauen. In ihrer westlichen Hälfte befindet sich der Sarg. Sein Unterteil ist aus dem Fels herausgehauen; der Deckel besteht aus einem
S. 94: besonderem Stück; die Fugen sind mit Nilschlamm verschmiert. Doch sieht man durch eine schmale Spalte, dass der Sarg noch das Skelett enthält. – Aus dem Menahaus u. unseren Vorräten wurden Körbe, Kisten u. Packmaterial herbeigeschafft u. die Figuren mit grosser Sorgfalt verpackt. Um 12 h sind alle in meinem Schlafzimmer untergebracht.

1) Stehende Frau; kurze Perücke, in der Mitte gescheitelt, die gewöhnliche Frauenfrisur der 5. Dyn. Unter ihr kommen an d. Stirn d. Löckchen hervor. Die Arme hängen herab. Langes, eng anschliessendes Kleid. Die Füsse stehen in einer Linie. Rest von Bemalung (Armbänder, Halskette). Auf dem Fussbrett steht: S. 94, also die Mutter des Toten. H. 60 cm.
S. 95: 2) Sitzender Mann (der Verstorbene).In der Mitte gescheitelte Strähnenperücke, die die Ohren verdeckt. Kurzer Schurz. Die r. Hand liegt geballt, die l. ausgestreckt auf d. Knie. Auf dem würfelförmigen Sockel steht rechts:
S. 95_1H. ca. 35 cm.
3) Stehender Mann; kurze, die Ohren verdeckende Löckchenperücke; kurzer  Schurz. Die Arme hängen herab. H. 60-70 cm.4) Stehender Mann; kurze, die Ohren bedeckende Löckchenperücke; kurzer Schurz.
S. 95_2
Der r. Fuss vorgesetzt. Die Arme hängen herab; die l. Hand hielt wohl ein Scepter. H. ca 50 cm. Sehr zerbrochen. – Alle Figuren zeigen Farbspuren.
S. 114: [...] Nachmittag kommt Pelizaeus u. der Chemiker Prof. Schmidt aus Cairo, der sich die Holzstatuen ansieht. Er will Versuche für die Conservierung des Holzes machen. Ich fahre mit den Herren bis Gise.
S. 129: [...] Um Mittag kommt Herr Mace um 1 von den Holzstatuen zu photographieren
und das Skelett im Brunnen (vgl. Übersichtsplan Seite )
S. 130: St’s Onkel, und Weckels. Später gehe ich zu Mace zum Abendessen. Dort sind Proben von Holzconservierung mit Hilfe Paraffin geschehen, und mich überzeugt, dass das weiche, morsche Holzreste sind. – [...]
S. 137: [...] – Nachmittag fängt Möller an, die Holzfiguren des Hetpj mit heissem Paraffin zu tränken; sie werden sehr gut u. fest u. es ist
S. 138: Hoffnung, sie zu konservieren. [...]
S. 160: Montag, 4. Mai.
Um ½ 6 aufgestanden, um 6 kommt Quibell zur Teilung. Wir frühstücken erst vor dem Hause u. gehen dann aPn das schwere Geschäft. Meiner dringenden Bitte, dass ich die beiden vollständigen Statuengruppen haben müsse giebt Q. nach. Er nimmt dafür für das Museum den Denkstein des Vesj, die Gruppe ohne Köpfe, den doppelten Holzsarg, die grosse Holzfigur einer Frau aus d. Grabe des Hetpi und 7 von den Steinen mit Inschriften
u. Reliefs (No. 1.9.10.14.15.17.13 des FundjournalPs). Der Rest verbleibt uns. Wir nehmen ein Protokoll auf, das vor uns beiden unterzeichnet wird. Betreffs der Kammer des Uhemka wünscht Maspero entweder sie an Ort u. Stelle zu belassen und den Touristen zugänglich zu machen oder sie – natürlich für einen anständigen Preis an mich zu verkaufen. Ich werde  darüber noch mit Maspero unterhandeln. Gegen 10 geht Quibell.

 

Institut für Holzforschung, Universität München: [pdf]
Holzartenbestimmung: Institut für Holzforschung, Universität München
vgl. Bericht vom 23.9.77
PM 1574 stehende Figur
Befund: wie 1572!
Befund: Kein Ebenholz. Eine weitere Bestimmung ist jedoch
aufgrund des stark zerfallenen Holzes nicht möglich.

Inventarbuch Pelizaeus-Museum: [pdf]

Nummer
Gegenstand
Material u. Zustand
Herkunft
Maß
Bemerkungen
1572 Statue des Königspriesters Hotep-....
Sitzender Mann auf kubischen Sessel mit Sockel. Hände aufgelegt. Enger Knieschurz mit gefälteltem Überschlag. Perücke gesträhnt, bis zu den Schultern reichend, die Ohren bedeckend. Inschrift an beiden Seiten des Sessels [Hieroglyphen]
Dyn. 5-6.
Sykomoren (?)-holz, stark gesprungen, Stücke weggeplatzt mit Paraffin getränkt.
Teile des Sockels und des Sessels fehlen.
Kauf Pelizaeus zus. mnit Nr. 1574 und im Jahre 1903 dem Roemer-Museum geschenkt.
(s. Tagebuch Geschenke u. Erw. d. Roemer-Mus. ab. 1.6.1894, S. 48)
H. 30 cm Ist durch Feuchtigkeit im R.Mus. (bis 1909 dort ausgestellt gewesen) in unzählige Stücke in sich zusammengefallen u. ist durch Kisch nach Angabe Prof. Dr. Ratgen Berlin, welcher extra nach hier gereist kam, wieder zusammengesetzt. Im September 23 wurde es notwendig, eine Nachpräparierung vorzunehmen und ist durch Kisch erledigt.
[Photo]



Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906 - [pdf]
Blaupausen Mastaba D 200-214 - [pdf]
Fundkontext des Hetepi