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ÄM, Kairo Inv. Nr. unbekannt

BFM 1.361.754
Standort: Ägyptisches Museum Kairo
Inv.-Nr. unbekannt
Bezeichnung des Stückes: Statue einer stehenden Frau

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Zwergmastaba des Hetepi, Sargkammer
siehe Fundkontext
Erwerbung: Fundteilung 1903 [pdf]
Material: Holz mit Resten von Farbe
Maße: H. 60,0 cm
Datierung: späte 6. Dynastie (Merenre / Pepi II.), da zeitgleich mit den anderen drei gefundenen Statuen.
Beschreibung:
Beim Auffinden der Statue waren die mit Zapfen angesetzen Arme abgebrochen und die Statue auf der Höhe der Knöchel vom erhaltenen Fußbrett mit beiden Füßen abgesplittert. Das Holz war bei der Auffindung in einem schlechten Zustand und sehr porös, wenn auch nicht allzu rissig. Bei dieser Statue war die Bemalung (der Halskragen und die Armbänder) noch am besten erhalten.
Sie wurde, ebenso wie die anderen drei Statuen des Hetepi kurz nach der Auffindung zur Stabilisierung des Holzes paraffiniert.
Erhaltungszustand:
Die Statue ist mit Sicherheit, wie es die Fundteilung von 1903 besagt nach Kairo gelangt - ihre Inventarnummer ist jedoch unbekannt.
Darstellung und Text:
  Die Holzstatue der Frau steht mit geschlossenen Beine auf einem beschrifteten Fußbrett. Ihre am Körper entlang geführten Arme sind separat gearbeitet und mit Zapfen angesetzt gewesen. Ihre flachen Hände lagen an den Oberschenkeln an.
Die Frau trägt das typische lange Trägergewand des Alten Reiches und eine auf Schulterhöhe endende Strähnenperücke, sowie einen aufgemalten Halskragen und gemalter Armbänder. Die einzelnen Körperpartien sind auch hier, wie bei den anderen Statuen sorgfältig gearbeitet gewesen und deutlich erkennbar. Die Darstellung des Gesichts läßt sich aufgrund des schlechten Photo nicht mehr erkennen - es scheint aber so zu sein, als wenn es noch Beschädigungen im Gesicht gegeben hat.
Diese Statue hat als einzige der drei ein erhaltenes Fußbrett, das zudem noch beschriftet war.
mw.t=f onX-O(w).t-Or(.w) z#=s
Seine Mutter Anch-Hathor, ihr Sohn...
Kommentar:
  Die Statue wurde zusammen mit drei weiteren Holzstatuen (ÄM, Kairo Inv.-Nr. unbekannt, PM 1572 und PM 1574) in der Sargkammer an der Norwand entlang angelehnt, aufgestellt gefunden. Die Sitte Statuen in der Sargkammer aufzustellen wird erst ab der 6. Dynastie üblich und wird mit geänderten Jenseitsvorstellungen bzw. bei kleineren Mastabaanlagen mit den beschränkten finanziellen Verhältnissen ihrer Besitzer begründet. (Vgl. dazu Junker, Giza VII, S. 124f.) Bemerkenswert ist allerdings der Umstand, dass es sich bei den Statuen in der Sargkammer häufig um Holzfiguren handelte, z.B. bei %wfw-snb I, Ro-wr II aber auch Mry-Ro-H#-jS.t=f aus Sedment.
Die Inschrift auf der Statue erwähnt den Namen der Mutter (Ranke, PN, I, 65,24) des Hetepi. Eventuell könnte auf dieser Statue noch der Name des Otpj erwähnt worden sein, da dem Namen der Mutter ein z#=s folgt - es ist allerdings unklar ob der dem z#=s folgende Name zerstört oder gar nicht aufgeführt war. Genauer zu eruieren ist der Fall nicht, da auf dem einzigen Photo der Statue (BFM 1.361.754) die Inschrift nicht erkennbar ist. Denkbar, da Steindorff im Tagebuch keinerlei "Zerstörung" des zu erwartenden Namen anmerkt, dass sich die Inschrift "ihr Sohn" vielleicht auf die neben ihr stehende Sitzfigur des Hetepi bezog und der Name bewußt ausgelassen worden ist. Allerdings fehlen zum Beweis der These jegliche weiteren Belege.
Technische Angaben:

Maße:
Die einzigen Maßangaben, die sich zu dieser Statue erhalten haben stammen aus dem Tagebuch von 1903, so dass die Angabe so unklar bleiben muss.
Gesondert gearbeitet und mit Zapfen angesetzt waren eventuell die Fußspitzen.
Steindorff erwähnt im Tagebuchvon 1903, S. 95, dass alle vier Holzfiguren Reste von Farbe aufweisen.

Geschichte des Stückes:
Die Statue wurde zusammen mit drei weiteren männlichen Figuren (zwei Standfiguren - ÄMUL 2688 (Kriegsverlust) und PM 1574), sowie einer Sitzfigur PM 1572 bei der Grabung 1903 gefunden. Die Figur gelangte durch die Fundteilung an das Ägyptische Museum Kairo.
zugehörige Objekte:
  Die Holzstatuen: PM 1572; PM 1574 und ÄMUL 2688 - Kriegsverlust)
Die Reliefbruchstücke: ÄM, Kairo JE 57135 und JE 57164; eventuell noch ein weiterer Block in situ verblieben oder ÄM, Kairo Inv.-Nr. unbekannt.
Schälchen, Becher, Bruchstücke von Mörteltöpfen - Verbleib unbekannt.
Scheintür des Otpj und rohes Relief auf der Norwand - in situ verblieben.
Bibliographie:
  - Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 117.
- ansonsten unpubliziert
Literatur:
- Harvey, Julia, Wooden Statuettes of the Old Kingdom, Leiden 2001 = EM 2.
   
Photos:
 
     
   
Archivalien:  

Tagebuch Steindorff 1903,
S. 91: [...] Ausserdem wird der Mastaba-Bau hinter der kleinen Scheintür des „Königspriesters u. Propheten des Cheops Hetpj“ gesäubert. Hinter d. Scheintür ein mit Quadern nach N. zu ummauerter u. mit Ziegeln hintermauerte Brunnen. Auf den Quadern der N-Seite rohe Darstellungen: r. der Verstorbene sitzend, davor geschlachtetes Rind, bierbrauende Frauen. Der Brunnen wird geleert: im Schutt eine grosse Menge von Schälchen
S. 92: u. Becherchen, Bruchstücke von Mörteltöpfen u. anderen Gefässen des alten Reiches. Die kleinen Miniatur-Töpferwaren gewöhnl. in den Brunnen u. Kammern oder im Sande vor d. Mastabas gefunden. – Nachmittag kommt Newberry. Er fällt in d. Kammer mit den Stuckreliefs, zum Glück ohne sich zu verletzen. Zum Thee kommt u.a. Hofrat Schuchhardt, der Linguist aus Graz. Abends zum Essen bei Mace. Dann noch geschrieben. Wunderbare Vollmondnacht.
Sonnabend, 11. April.
Um 6 aufgerufen. Völz übernimmt die Aufsicht, ich photographiere. Der Brunnen der kleinen Mastaba des Hetepi, dessen Räumung gestern begonnen wurde, führt unten – nördlich zu einer Kammer, deren Zugang mit 2
S. 93: grossen Kalksteinblöcken geschlossen ist.
S. 93
An d. Nordwand lehnen vier Holzfiguren und zwar von O. aus: 1) stehende Frau 2) sitzender Mann 3) stehender Mann 4) kleiner stehender Mann. Die Figuren sehr brüchig, das Holz ganz weich; das Fussbrett von 3 und 4 ganz zerfallen, ebenfalls die Füsse. 1 und 3 sind verhältnismässig am besten erhalten; die Arme von 1 ganz lose. Die Freude über diesen schönen Fund wird leider durch die schlechte Erhaltung der Figuren schnell getrübt.
– Die Kammer ist in den Fels gehauen. In ihrer westlichen Hälfte befindet sich der Sarg. Sein Unterteil ist aus dem Fels herausgehauen; der Deckel besteht aus einem
S. 94: besonderem Stück; die Fugen sind mit Nilschlamm verschmiert. Doch sieht man durch eine schmale Spalte, dass der Sarg noch das Skelett enthält. – Aus dem Menahaus u. unseren Vorräten wurden Körbe, Kisten u. Packmaterial herbeigeschafft u. die Figuren mit grosser Sorgfalt verpackt. Um 12 h sind alle in meinem Schlafzimmer untergebracht.

1) Stehende Frau; kurze Perücke, in der Mitte gescheitelt, die gewöhnliche Frauenfrisur der 5. Dyn. Unter ihr kommen an d. Stirn d. Löckchen hervor. Die Arme hängen herab. Langes, eng anschliessendes Kleid. Die Füsse stehen in einer Linie. Rest von Bemalung (Armbänder, Halskette). Auf dem Fussbrett steht: S. 94, also die Mutter des Toten. H. 60 cm.
S. 95: 2) Sitzender Mann (der Verstorbene).In der Mitte gescheitelte Strähnenperücke, die die Ohren verdeckt. Kurzer Schurz. Die r. Hand liegt geballt, die l. ausgestreckt auf d. Knie. Auf dem würfelförmigen Sockel steht rechts:
S. 95_1H. ca. 35 cm.
3) Stehender Mann; kurze, die Ohren verdeckende Löckchenperücke; kurzer  Schurz. Die Arme hängen herab. H. 60-70 cm.4) Stehender Mann; kurze, die Ohren bedeckende Löckchenperücke; kurzer Schurz.
S. 95_2
Der r. Fuss vorgesetzt. Die Arme hängen herab; die l. Hand hielt wohl ein Scepter. H. ca 50 cm. Sehr zerbrochen. – Alle Figuren zeigen Farbspuren.
S. 114: [...] Nachmittag kommt Pelizaeus u. der Chemiker Prof. Schmidt aus Cairo, der sich die Holzstatuen ansieht. Er will Versuche für die Conservierung des Holzes machen. Ich fahre mit den Herren bis Gise.
S. 129: [...] Um Mittag kommt Herr Mace um 1 von den Holzstatuen zu photographieren
und das Skelett im Brunnen (vgl. Übersichtsplan Seite )
S. 130: St’s Onkel, und Weckels. Später gehe ich zu Mace zum Abendessen. Dort sind Proben von Holzconservierung mit Hilfe Paraffin geschehen, und mich überzeugt, dass das weiche, morsche Holzreste sind. – [...]
S. 137: [...] – Nachmittag fängt Möller an, die Holzfiguren des Hetpj mit heissem Paraffin zu tränken; sie werden sehr gut u. fest u. es ist
S. 138: Hoffnung, sie zu konservieren. [...]
S. 160: Montag, 4. Mai.
Um ½ 6 aufgestanden, um 6 kommt Quibell zur Teilung. Wir frühstücken erst vor dem Hause u. gehen dann an das schwere Geschäft. Meiner dringenden Bitte, dass ich die beiden vollständigen Statuengruppen haben müsse giebt Q. nach. Er nimmt dafür für das Museum den Denkstein des Vesj, die Gruppe ohne Köpfe, den doppelten Holzsarg, die grosse Holzfigur einer Frau aus d. Grabe des Hetpi und 7 von den Steinen mit Inschriften
u. Reliefs (No. 1.9.10.14.15.17.13 des Fundjournals). Der Rest verbleibt uns. Wir nehmen ein Protokoll auf, das vor uns beiden unterzeichnet wird. Betreffs der Kammer des Uhemka wünscht Maspero entweder sie an Ort u. Stelle zu belassen und den Touristen zugänglich zu machen oder sie – natürlich für einen anständigen Preis an mich zu verkaufen. Ich werde  darüber noch mit Maspero unterhandeln. Gegen 10 geht Quibell.

Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906 - [pdf]
Blaupausen Mastaba D 200-214 - [pdf]
Fundkontext des Hetepi