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Kairo, JE 57163

N 1037
Standort: Ägyptisches Museum Kairo
Inv.-Nr. JE 57163
Bezeichnung des Stückes: Mittelfeld einer Scheintür des Nfr und Jtj-sn

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Mastaba D 203, im Sand wohl zur nördlichen Scheintür gehörig.
Erwerbung: Fundteilung 1903
Material: Kalkstein
Maße: H. 35,0 cm; B. 55,0 cm
Datierung: Ende 5. / Anfang 6. Dynastie
Cherpion: Kriterien 1, 10 und 23b (alle durchgängig im AR möglich)
Moreno Garcia: 2. Hälfte 5. Dynastie
Beschreibung: Das Mittelfeld der nördlichen Scheintür lag verworfen im Sand und war schon bei der Auffindung in einem verwitterten Zustand, so dass die Inschriften teilweise unleserlich sind.
Erhaltungszustand:
Der heutige Erhaltungszustand ist unbekannt.
Darstellung und Text:

Das Mittelfeld der Scheintür besteht aus dem Bildfeld, den seitlichen Schlitzen und dem unteren Sturzbalken. Die Darstellungen und Reliefs sind im versenkten Relief ausgeführt.
Das Bildfeld zeigt die beiden Verstorbenen sich gegenüber sitzend vor einem mit Broten bedeckten Opfertisch.
Links sitzt der Verstorbene Nfr. Er trägt die kurze Löckchenperücke und einen Schurz. Er hält den linken Arm angewinkelt vor der Brust, während sein rechter Arm an den Opfertisch greift. Vor seinem Kopf neben dem Opfertisch steht ein Waschgefäß. Rechts sitzt in vergleichbarer Darstellung der Verstorbene Jtj-sn. Er greift jedoch mit beiden Händen nach den Speisen des Opfertisches. Auch vor seinem Kopf befindet sich die Darstellung eines Waschgefäßes. Der Opfertisch ist mit opr.t-Broten gefüllt und besteht aus der Tischplatten und dem Standfuß. Auf dem linken seitlichen Schlitz neben dem Bialdfeld befindet sich die schlecht erhaltene Darstellung eines nach rechts gewandten, stehenden Mannes namens Mrjj, der ein Räucheropfer vollzieht. Ebenso auf dem rechten seitlichen Schlitz ist ein nach links gewandter, stehender Mann dargestellt. Seine Darstellung ist so schlecht erhalten, das weder seine Beischrift, noch seine ausgeführte Opferhandlung erkennbar ist.
Zu den Inschriften:
Fundjournal 17
Fundjournal 17

a) Über den beiden Verstorbenen:
sn-D.t Nfr - jmy-r# T#w-o Jtj-sn
"Bruder des Stiftungsbesitzes" Nefer - "Vorsteher der T#w-o (Matrosenart) (der Großen Barke")ßJ Iti-sen
Zu den Titeln siehe Jones, Index OK, S. 907, 3324; 327,1206; 274,987 bzw. Jones, Glossary, 63,59.
Zu den Namen siehe Ranke, PN, I, 194,1 und 49,26.

ßJ: Der Titel erscheint auf dem Bildfeld der Scheintür (Fj. 17) verkürzt ohne den Zusatz "der Großen Barke", ansonsten (Chicago, OIM 10.811 und 10812) aber vollständig als jmy-r# T#w-o n(j) wj#-o# geführt.

a) Unter dem Opertisch:
jeweils für jeden Verstorbenen: tA X# Hnq.t X#

b) Beischrift des das Räucheropfer vollziehenden Mannes - Mrjj (Ranke, PN I. 160,1)

c) Beischrift unleserlich

d) [jry-X.t nzw] jm#X.w Xr nb=f Jtj-sn sn-Dt jry-X.t nzw jm#X.w Xr nb=f jmy-r# xoq.w Nfr
"Beauftragter für die Angelegenheiten des Königs" der wohlversorgte unter seinem Herrn, Iti-sen, "Bruder des Stiftungsbesitzes", "Beauftragter für die Angelegenheiten des Königs" der wohlversorgte unter seinem Herrn, der "Vorsteher der Barbiere" Nefer.
Zu den Titeln siehe Jones, Index OK, S. 327,1206; 907, 3324; 196,735.




Kommentar: Mastaba D 203 hat im Süden eine 1 m mal 2 m grosse Kultkammer mit zwei Scheintüren. Eine weitere Scheintür findet sich am nördlichen Ende der Mastaba. von ihr stammt auch ein von Steindorff gefundener Block mit verwitterter Inschrift (Fj. 17; Kairo, Inv.-Nr. unbekannt). Weitere Blöcke von den drei Scheintüren, die allesamt beschädigt waren, fand Steindorff 1905 beim Händler Ibrahîm in Gise (Kafr). Darunter ein Türsturz aus Kalkstein mit zugehörigen Bildfeld (Chicago, OIM 10811) und ein weiteres Bildfeld einer Scheintür (Chicago, OIM 10812).
Technische Angaben:  
Geschichte des Stückes: Der Block wurde neben einem weiteren Block mit fünffacher Darstellung des Verstorbenen (JE 57164) und einem Architrav mit Titel und Namen des Verstorbenen (JE 57135) gefunden. Sein heutiger Verbleib ist unbekannt.
Zugehörige Objekte:

In Schacht 1 befand sich ein Holzsarg von ca. 2 m Länge, der erst nach der Fundteilung von 1903 gefunden, mit Paraffin gefestigt und geborgen wurde. Es könnte aber gut sein, dass er in das ÄMU Leipzig gekommen ist. Dort ist ein Sarg ähnlicher Grösse unter der Inv.-Nr. 1605, ohne exakte Herkunft, inventarisiert. Das Objekt ist Kriegsverlust, jedoch gibt es alte Photoaufnahmen des Stückes. (ÄMUL 1605)
Im Sarg, auf Höhe des Beckens fanden sich zwei Rasiermesser (ÄMUL 2131 und PM 2736). Das Rasiermesser PM 2736 wurde erst 1921 von Steindorff, zusammen mit weiteren Objekten (PM 2718-2744), von Leipzig an das Pelizaeus-Museum Hildesheim abgegeben.

Die anderen beiden Schächte waren beraubt.
Verworfen gefunden und im Kunsthandel veräußert:
Chicago, OIM 10.811 Türsturz des Nfr und Jtj-sn.
Chicago, OIM 10.812 Bildfeld der Scheintür des Nfr und Jtj-sn.

Bibliographie: - Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide [...] Frankfurt am Main - Bern etc., 1991, = MÄS, 2, S. 96ff., Taf. 17 u. 19.
- Moreno García, Juan Carlos, A new Old Kingdom Inscription from Giza, in: JEA 93, 2007, p.117-136.
Literatur: Zu den sn-D.t:
- Fitzenreiter, Martin, Zum Toteneigentum im Alten Reich; ACHET. Schriften zur Ägyptologie A 4, Berlin, 2004.
- Perepelkin, Jurij Jakovlevi, Privateigentum in der Vorstellung der Ägypter des Alten Reichs, herausgegeben und übersetzt von Renate Müller-Wollermann, Tübingen, R. Müller-Wollermann, 1986.
Photos:


Archivalien:

Tgb. 1903 [Original pdf] [Abschrift pdf]
S. 77: Westl. von Mastaba X kommt ein Block mit sehr verwitterter Inschrift
heraus. – […]

S. 84: Westlich vor der Mastaba X (S. 76) ist die Ostfassade einer neuen Mastaba
herausgekommen. Sie hat 2 Scheintüren; die südl. ist herausgebrochen,
die kleiner nördl. steht noch in d. unteren Hälfte. Der Thürsturz der
ersteren ist wohl der auf Seite 77 erwähnte verwitterte Block; ein zweiter
Block nebst Wulst wird heute im Sande gefunden, wohl zu der nördl.
Scheintür gehörig. Er trägt die Inschrift:
S. 84
Also die Mastaba eines Nufer.S. 84

Derselbe Titel auch auf d. grossen Block zu erkennen.
Borchardt ist heute früh, nachdem er sich noch das Arbeitsfeld angesehen,
nach Abusîr gereist.
Abends im Mena-House mit Onkel Otto u. Assessor Friedemann gegessen.

Inschriften 1905: [Original pdf] [Transkription und Übersetzung]
S. 2 bis 3: Chicago, OIM 10.811 und 10.812

S. 4:
1905 Seite 4

S. 4 Rückseite:
S. 4 Rückseite

Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906 - [pdf]
Blaupausen Mastaba D 200-214 - [pdf]
Querschnitt Mastaba D 203
- [pdf]