RPM
Einleitung
Mastaba
Photos
Funde
Archivalien
Plan
Literatur
Index

Kairo, JE 37832

JE 37831
Standort: Kairo, Ägyptisches Museum
Inv.-Nr. JE 37832
Bezeichnung: Ersatzkopf

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Mastaba D 38; SW-Ecke der Sargkammer von Schacht 1
Erwerbung: Fundteilung 1905
Material: Kalkstein
Maße: H. 30,0 cm
Datierung: Mitte 5. Dynastie?
Beschreibung:

Der Ersatzkopf wurde vermutlich verworfen in der SW-Ecke der beraubten Sargkammer von Schacht 1 gefunden.

Erhaltungszustand:
Derzeitiger Erhaltungszustand unbekannt. Der Kalkstein des Ersatzkopfes erscheint sehr porös zu sein, so dass Teile der Oberfläche abgeplatzt sind. Starke Beschädigungen an der Nase, dem linken Auge und dem Hals.
Darstellung und Text:

Der 30 cm große Ersatzkopf hat einen, im vergleich zu anderen Köpfen ungewöhnlich langen Hals und keine Ohren. Der Haaransatz, der wie bei allen Ersatzköpfen nur durch eine Ritzlinie angegeben wurde, ist an der Stirn noch zu erkennen. Die Augenbrauen sind durch eine weiche Relieflinie modelliert und betonen die großen, mandelförmigen, auf einer geraden Lidachse stehenden Augen, die ihrerseits durch eine doppelte Relieflinie eingefasst sind. Die Nasenspitze und -rücken der gerade verlaufende Nase ist abgeschlagen, jedoch sind die Nasenflügel und die Nasenlöcher noch gut erkennbar. Die Wangen werden durch tiefe Nasolabialfalten betont. Das Philtrum ist sorgfältig ausgearbeitet und führt zum wagerecht stehenden Mund, dessen gleich breite Ober- und Unterlippe sanft geschwungen herausreliefiert worden. Das Kinn ist leicht spitz, passt aber zum schlanken recht grazil wirkendem Kopf. Es ist unklar, ob der Kopf eine männliche oder weibliche Person darstellt, da seine Züge formalisiert und geschlechtsneutral sind.

Auf dem Hinterkopf findet sich eine grob eingeritzte oder aufgemalte Inschrift:

Inschrift

Die Lesung der Inschrift ist unklar:
Vielleicht zw# r jr - "abschlagen/abschneiden vom Auge" ? - Die Lesung ist höchst fragwürdig, da es nur die Abschrift Steindorffs gibt. Höchst problematisch ist das anfängliche zw#, das mit zwei Kreuzen geschrieben worden ist - auch das eigentlich sicher zu lesende # relativiert sich, vergleicht man die Abschrift Steindorffs bei der Frau O(w).t-Or(.w)-wr.t (Mastaba D 39/40 - JE 37821 - Statuen 1905, S.4 (pdf)) und dort Steindorffs Schreibung für wr betrachtet .


Kommentar:

Der Ersatzkopf ist ohne Photobeleg von der Grabung Steindorff geblieben. Auch die Inschrift ist nur durch Steindorffs-Abschrift dokumentiert. Es ist unklar, ob diese aufgemalt oder in den weichen Kalkstein eingeritzt war und ob sie heute noch zu sehen ist. Ebenso unklar ist, ob die Inschrift von Steindorff korrekt wiedergegeben wurde.

Technische Angaben:

Keine weiteren technischen Angaben möglich.

Geschichte des Stückes:
Der Ersatzkopf wurde am 30. März 1905 gefunden. Er kam noch im gleichen Jahr zur Fundteilung, bei der er dem Ägyptischen Museum Kairo zufiel.
zugehörige Objekte:

Im Kultgang vor der Scheintür:
- rohe Opfertafel in Htp-Form ((Typus C2) - Verbleib unbekannt - vermutlich in situ verblieben)

Grabschacht 1:
- Bruchstücke von Miniatur-Werkzeugen (Verbleib unbekannt - ev. uninventarisierter Kriegsverlust ÄMU Leipzig.)

Bibliographie:

- Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 45f., Taf. 6.
- Kelley, Allyn L., Reserve Heads: A Review of the Evidence for their Placement and Function in Old Kingdom Tombs, SSEA 5, No. 1, 6-12 (dort vertauscht mit Nr. 47838).
- Porter, Bertha and Rosalind B. Moss, Assisted by Ethel W. Burney, Topographical Bibliography [...], III. Memphis. Part I, S. 111 (dort vertauscht mit Nr. 47838).
- Smith, W. St., A History of Egyptian Sculpture and Painting in the Old Kingdom, Oxford 1949², S. 27 und Taf. 9.
- Tefnin, Roland, Art et Magie au temps des Pyramides, MonAeg V, Brüssel 1991, S. 108, Nr. 13.

Literatur:

- Dubis, Elzbieta, Some remarks on Egyptian reserve heads, Studies in Ancient Art and Civilization, Kraków 4 (1992), S. 19-25.
- Junge, Friedrich, Hem-iunu, Anch-ha-ef und die sog. "Ersatzköpfe", in: Kunst des Alten Reiches, 103-109.
- Millet, N. B., The Reserve Heads of the Old Kingdom, in: Studies in Ancient Egypt, the Aegean, and the Sudan, S. 122-131.
- Picardo, Nicholas S., "Semantic Homicide" and the So-called Reserve Heads. The Theme of Dacapitation in Egyptian Funerary Religion and Some Implications for the Old Kingdom, in: JARCE 43, 2007, S. 221-252.
- Tacke, Nikolaus, Die Entwicklung der Mumienmaske im Alten Reich, in: MDAIK 52 (1996), S. 307-336.

 
Photos:
     
 
Archivalien:

Tagebuch Steindorff 1905 [Original.pdf] [Abschrift.pdf]

S. 107: Donnerstag, den 30 März 1905
Beginn der Arbeit um 6 Uhr. In der Mastaba D 38 wird vor der Scheintür ein roher Opferstein S.107 gefunden. Um Mittag wird auch der nördliche Bir soweit fertig, daß die Kammer geöffnet werden kann. Der Verschluß nicht mehr intact. Die Kammer liegt nach Osten, der Sarg ist aus dem Fels herausgearbeitet.
S. 107
a. Bir
b zerbrochener Serdab
c Bîr (in Arbeit)
Der Deckel war abgeschoben; vom Skelett nur einige beschädigte Knochen übrig. In der SW-Ecke der Kammer, direct am Eingang lag ein lebensgroßer
Kalksteinkopf mit glattem Halsabschnitt, genau dem vor 2 Jahren in Abusir im

Grabe des S. 107

und dem früher von Morgan in Dahschur gefundenen gleichend. An der NW-Ecke

S. 108: werden Bruchstücke von Bronzeinstrumenten gefunden. […]

S. 146: Um ½ 3 ist St. im Museum u. macht mit Maspero die Teilung. Dem Museum fällt zu:
1) die grosse sitzende Statue des ZaSa (mit gescheitelter Perücke):
2) die sitzende langbeinige Figur des ZaSa.
3) Kksteinfigur der Frau des ZaSa
4) die Gruppe des Zezemonch.
5) „Kuchenbäcker“ aus d. Serdab
6) Schlächter des ZaSa
7) Gänsebrater
8) abgeschnittener Kopf KKstein
9) Relief des Ptah-n;
10) Serdabschlitz mit Figuren, aus demselben Grabe
11) 4 Kanopen au dem zuletzt ausgehobenen Bîr des Zezemonch
12) 1 Obelisk von D 37;
13) Modell eines Waschgefässes, 2

S. 147: Scheinkrüge mit Henkel S. 147 u. ein anderes Scheingefäss, aus dem Brunnen in d. Vorhalle von N (Fund von 1903).
Ausserdem will M. Proben von Perlen haben. 6 Statuen die zerbrochen sind, sollen
nach Deutschland ziehen u. ausgelaugt werden u. dann auf Grund der Photos zur
Verteilung kommen. Von dem „Gürtel“ (ceinture), der 1903 gefunden ist, spreche
ich in Gegenwart E. Brugsch’s zu M. Er wird nicht beansprucht. Die 2 im Frühling
1904 gefundenen Granitfiguren erhalte ich. [...]


Statuen 1905: [Original.pdf]

S. 15:
S. 15

Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906 - [pdf]
Blaupausen Mastaba D 38 - [pdf]